Dienstag, 29. Oktober 2013

Sonntag, 27. Oktober 2013

MEGAMAP DEUTSCH

Als groben Überblick über eines meiner Abiturfächer fertigte ich diese Mindmap für Deutsch an.

Samstag, 12. Oktober 2013

regel

kümmere dich nicht um das, was dich unglücklich macht.
kümmere dich darum, was dich glücklich macht.

klingt egoistisch. ist es vielleicht auch. aber wie lange soll ich noch unglücklich sein?

es gibt schwarze löcher im leben, die sich nicht stopfen lassen. es gibt unversöhnliche gegensätze.
ich lasse mich nicht verschlingen. ich kämpfe für die, um die es sich zu kämpfen lohnt.

Donnerstag, 26. September 2013

clash of consum-culture

KONSUMOLOGIE
   oder:
Die Phone-Wars

Es gibt eine Menge unentscheidbare Fragen. Viele davon sind derart emotional aufgeladen, dass jede Diskussion sofort sehr gefühlsgeschwängert ist und einen klaren Blick für alle sich gegenüberstehenden Fraktionen verschleiert.

Fragen wie diese verfolgen uns unser ganzes Leben. Wir können kaum vor ihnen weglaufen. Wir können tun, als wären wir taub, aber selbst damit beziehen wir Stellung.  Etwa die Frage, ob man Fleisch essen soll bzw. darf.
Oder wo Sexismus anfängt oder aufhört. Ob man jüdische Jungs beschneiden soll. Was denn nun wirklich Feminismus ist.
Dann gibt es auch unentscheidbare Fragen, die weniger nah um die eigene Erfahrungswelt kreisen, immer noch emotional aufgeladen sind, aber eben nicht so sehr; etwa, wie man zur Todesstrafe steht , oder ob Krieg x in Land y geführt werden soll.

In unseren Gestaden wurden vor ein paar Jahrhudertchen Religionskriege geführt. Aufgrund unterschiedlicher Glaubensauffassungen über rational nicht beantwortbare Fragen schlugen sich eine Menge Leute die Köpfe ein.
Ein Glück, dass ich nicht in diese Zeit geboren wurde. Na ja, heute wütet der Glaubenskrieg immer noch. Aber nicht bei mir Zuhause, also kann es mir  egal sein.

Als der Glaube wegfiel, blieb ein Themenvakuum, das gefüllt werden musste.
Wir behaupten ja, eine säkularisierte Gesellschaft zu sein. Und die Köpfe schlagen wir uns auch nicht mehr ein. Aber streiten tun wir immer noch gerne.

Welche von all diesen Fragen sich mir in besonders unangenehmer Weise aufdrängt, ist diese nach "Apple oder Microsoft ?"

Es ist eine von den Fragen, zu denen man so oder so Stellung beziehen muss.
Und in der Emotionalität, in der über sie gestritten wird, erinnert sie mich an Glaubenskriege.
Der Konsum des neuesten Technik-Gedöns ist weithin schon so emotional behaftet, dass man mit dem Erwerb eines bestimmten Produkts sowohl für sich als auch für Andere ein Zeichen setzt, woran man glaubt, und wovon man sich auf der anderen Seite distanzieren will.
Seit einer guten Weile wird Apple als Konsum-Lifestyle-Sekte angesehen. Das kann man augenzwinkernd behaupten, achselzuckend, anhimmelnd oder anklagend.
Die Sache ist, dass wer mit genügend Inbrunst gegen die Sekte kämpft, dabei einen eigenen Glauben aufbaut. Atheismus ist auch eine Religion, die genauso unbeweisbar ist wie ihr Gegenstück.

Beide Lager, Microsoft-ianer und Apple-isten führen einen Krieg um das bessere Phone, den besseren Rechner, das bessere Image. Die Waffen sind Informationen, in Form von Zeitungsberichten, Erfahrungsberichten, Blogs, Hands-on-Videos usw.
Hier und da haften Informationen noch in ausreichendem Maße der Nimbus des objektiv und endgültig Wahren an, sodass man die Infos auswählt, die einerseits das eigene Lager unterstützen und andererseits das gegnerische Lager verunglimpfen.
Allerdings ist eine objektive Sicht nicht möglich, da auf fast jede Info, die man bekommt, eine Gegeninfo folgt, die das Gegenteil beweist oder zeigt, dass auch das Gegenerlager nicht groß anders ist.
Ebenso wie in der Klimafrage gibt es auf die Studie, die darstellt, dass das Weltende nah ist, eine Gegenstudie, die beweist, dass alles doch nicht so schlimm ist.
WIr verlassen das Feld der versuchten Objektivität, oder stülpen sie nur als Schafspelz über den Glauben. Überzeugungsarbeit haftet das missionarische an. Selbst, wenn man gar nicht als Missionar auftreten will, wird man von der sich verletzt fühlenden Seite als solcher angesehen!


Auf beiden Lagern gibt es moderate und extreme Strömungen. Wie im Glauben ist die eigene Wahl für den Einen reine Privatsache, für den Anderen eine Missionierung. Natürlich gibt es auch die Agnostiker, die entweder sehr bescheiden behaupten, dass beides seine Vor-und Nachteile hat oder weniger bescheiden, dass niemand jemals herausfinden werden kann, wer am Ende recht hat.

Wer kann sich den Phone-Wars schon noch entziehen? Ich fühle die Pflicht, mich zu informieren, um zu wissen, was ich in der Hand halte. Oder vielleicht doch, um die Gegenargumente in der Hand zu halten, wenn ich der Ketzerei bezichtigt werde? Wie werden die Anderen über mich denken, wenn ich als ahnungsloser Depp dastehe? Es ist nicht damit getan, sich einen PC zu holen. Im Informationszeitlater habe ich die moralische Pflicht, zu wissen, wo dieser PC gefertigt wurde. Egal wenn ich es nicht weiß, irgendwer wird es mir dann später schon sagen. Ganz schön blöd, wenn ich dann nur dastehe und nicht verbergen kann, dass ich gesündigt und mich nicht ordentlich informiert habe.



Ich erinnere mich an einen Krieg in meiner Kindheit. Damals kämpften wir mit Feuereifer für unsere Sache;
 Heute als Erwachsener schüttele ich den Kopf darüber.
Die Rede ist von den Bit-Wars zwischen Sega und Nintendo.
Ich erinnere mich an eine Doku aus den 90ern, in der  der Sega-Chef selbsticher behauptete, in zehn Jahren sei Nintendo vernichtet. Haha...
Heute nehmen Mario und Sonic gemeinsam an den olympischen Spielen teil. Auf Nintendos Wii.

wenn ich alles so wiedergeben würde wie es war...

...wäre es langweilig. glaubt mir nichts, sondern lasst euch einfach unterhalten.

Dienstag, 24. September 2013

Kreative Umwelt

Inwieweit man Ideen entwickelt, für was auch immer, hängt in einem großen Maße davon ab inwieweit man in einerm kreativen Umfeld lebt.
Sicher kann ich mich durch fernes inspirieren lassen. Aber wie wirkungsvoller ist es, wenn Personen in meinem direkten Umfeld direkt etwas mit mir schaffen oder eigenständig schaffend sind und somit einen Anstoß geben.
Es gibt den Begriff der Creative City. In Deutschland käme höchstens Berlin in frage eine kreative Stadt zu sein, ein Ort, wo so viel Gedankenpower bunt gemischt wird das ungewöhnliche Dinge entstehen, Ideen, die man alleine nicht bekäme, Projekte, die man alleine nicht umsetzen würde.
Ich bin in der falschen Stadt. Ich kann mich zu kleinen Dingen aufraffen und kann mir selbst zu bescheidenen Erfolgen auf die Schulter klopfen.  Ich bin auch nicht völlig allein.
Aber auf lange Sicht muss ich hier raus. Fliehen aus dieser Stadt. Und am besten aus diesem Land.
Was kommt schon aus Deutschland? Autos und Waffen, herzlichen glückwunsch.

Samstag, 13. Juli 2013

Supernatural vs Game of Thrones



Die reizende Liki und der seltsame Sake tauschen sich über Serien aus, die sie jeweils mögen- und scheitern jeweils tragisch, sie dem Anderen schmackhaft zu machen. Des Dramas erster Teil!

Mehr Palaverkultur gibt´s auf "Sound Of A Voice": http://www.youtube.com/user/SoundOfaVoice

Sound Of A Voice auf Twitter: https://twitter.com/SoundOfaVoice1

Freitag, 21. Juni 2013

Mindmap: Zivilgesellschaft

Wieder eine "special interest"-Mindmap. Diese Übersicht wichtiger Schlüsselbegriffe fasst meine Vorbereitung für eine Soziologie-Klausur zur Bürgergesellschaft zusammen.
Natürlich ist diese Übersicht nicht allumfassend. Anhand der eingefahrenen Note kann ich allerdings sagen, dass es nicht schlecht war, diese Übersicht im Kopf zu haben.

Freitag, 31. Mai 2013

Reviewing Reviews

Palaver über die Palaver-Kultur

Die Weiten des Internets bieten ein großes Angebot an Palaver- und Review-Kultur.
Es gibt auf der Anbieterseite ein großes Aufgebot an Leuten, die alleine oder in Gruppen über Dinge reden, die sie interessieren. Auf der Nachfrage-Seite gibt es noch viel mehr Leute, die sich angucken und anhören, was jene Andere zu dem Zeug zu sagen haben, das sie selbst auch interessiert.
Besonders dankbare Felder sind Games und Filme. Da die allgemeine Entwicklung in diesen Bereichen in Richtung "Rundgelutschtheit" tendiert, also durch Marktforschung und dergleichen die Entwicklerseite immer besser versteht, was die Kassen zum klingeln bringt, und als Konsequenz vieles Neues weniger Angriffsfläche bietet, sind besonders alte Games und alte Filme gerne Thema von Reviews, Vlogs, Podcasts und all den Möglichkeiten, seine Meinung öffentlich zugänglich zu machen.
Sich ein Review-Portal zu suchen, dessen Ton einem gefällt, kann bei der Entscheidungsfindung helfen, welchen Film man sich ansieht, oder welches Spiel man als nächstes zockt. Der Gegenstand der Review tritt aber zuweilen hinter die Review selbst zurück.

So kann man dazu tendieren, sich generell alles anschauen, was eine bestimmte Person zu sagen hat, egal ob das Thema selbst einen interessiert oder nicht. Weil der Reviewer selbst zum Star der Review wird: ich besuche eine Plattform dann regelmäßig, wenn mir
1. die vermittelten Urteile und Meinungen zumindest teilweise zusagen und der eigenen Meinung entsprechen können
und
2. ich die Reviewer selbst sympathisch oder witzig finde
Wenn das Thema selbst für mich uninteressant sein sollte, kann ich mir einen neuen Beitrag immer noch ansehen, weil ich diese oder jene Person gerne sprechen höre und so oder so für die Dauer des Videos unterhalten bin- oder das Video immer noch als Hintergrundrauschen mitlaufen lassen kann, während ich mich mit irgend etwas anderem beschäftige.

Denn auch das gehört zum Konsum von Review-Erzeugnissen: Die Halbheit.
Eine Review ist seltener so wichtig, dass man sich voll und ganz auf sie konzentrieren muss. Oder es fällt schwer, im Internetmodus, der durch kurze Aufmerksamkeitsspannen geprägt ist, eine halbe Stunde nur eine Sache zu machen, nämlich ungeteilt zuzuhören.
Stattdessen sind Reviews ideal für halbe Tätigkeiten. Statt zum tausendsten Mal das Album seines Lieblingsmusikers zu hören, kann man im Hintergrund seine Lieblingsreviewer über den neuen StarTrek-Film plaudern lassen, während man seine Steuererklärung ausfällt- letzteres wiederum eine Tätigkeit, welche zum Erhalt der geistigen Gesundheit ebenfalls Halbheit der Aufmerksamkeitszuwendung erfordert.

The sound of a human voice:
Was mitschwingt, mag die Angst vor der Stille sein, das Bedürfnis, nicht mit der Bodenlosigkeit der Selbstreflexion konfrontiert zu werden, in die man zu geraten droht, wenn man sich der Beschäftigungslosigkeit im Alleinsein stellt.

Das Neue ist interessant, das Alte schnell vergessen: Durch das täglich neue Angebot an Unterhaltung findet man eigentlich keine Zeit mehr, einmal gesehenes Material erneut zu besuchen. Im Gegensatz zum Film selbst, den man sich, sofern er einem denn so gut gefällt, merhmals ansieht,
wird man die Review zu dem Film nur einmal ansehen (oder, wie oben beschrieben, sieht man sich die Review zum Film an, nicht aber den Film selbst)

Soweit sei das Offensichtliche kurz und knapp beschrieben.
Was weniger offensichtlich ist, wie sich die neue Reviewkultur auf einen selbst und alle Anderen auswirkt.
Ich denke, es gibt Veränderungen auf beiden Seiten; in der Produktion der Unterhaltungsmedien, wie auch im Publikum.
Die Filmlandschaft hat sich schon verändert.
Sie ist teilweise selbstreferentieller geworden, beim Filmdreh schwingt schon das Denken darüber mit, wie über den Film gedacht werden kann. Das bringt all jene neuen, trendigen "Nerd-Regisseure" wie Josh Whedon hervor, die Szenen des Films innerhalb des Films von den dem Film innewohnenden Charakteren als stellvertretende Reviewer kommentieren lassen.
Man könnte meinen, dass sich der Film dadurch bewusster wird, an welchen Stellen Elemente der Stroy unlogisch sind. Das gilt allerdings nicht unbedingt- es kommen immer noch genug Filme heraus, die vor Logiklöchern strotzen, worüber sich alle Reviewer freuen, da es Redematerial im nächsten Video bietet.
Dann gibt es die Geschichtenproduzierer, die scheinbar unberührt von der kritischen Review-Kultur ihr Zeug produzieren, und das mit Erfolg. Über die Twilight-Fime etwa hat so gut wie jeder Mensch eine Meinung, obwohl viele davon niemals keinen einzigen dieser Filme gesehen haben. Weil eine Serie wie Twilight so viel Angriffsfläche bietet und sich einfach nicht schert und weitermacht wie bisher werden viele lustige Reviews darüber produziert, die unabhängig davon, ob man die Geschichte kennt oder nicht, Spaß machen angesehen zu werden. Das man sich seine Meinung lieber immer selbst machen sollte gilt für Fälle wie diesen eher nicht, da man in der Regel weiß, dass man nicht auf heisse Herdplatten fassen sollte.
Aus dem, was an Infos unweigerlich zu einem dringt, wird klar, dass Twilight anzusehen kaum Spaß machen würde- es sei denn, man sitzt in der Gruppe und kann simultan gemeinsam über die Unsinnigkeiten auf dem Schirm reden und lachen.

Diese Filme sind klar von Filmen zu unterscheiden, die für sich so gut sind, dass man sie alleine ansehen kann- und die über soviel Gutes verfügen, dass sie wenig Angriffsfläche bieten und somit weniger dankbare Ziele für Reviews sind. Eine Review zu "There Will be Blood" wird schwerlich unterhaltsamer (im Sinne von witzig) sein als eine Twilight-Review. Aber hier sehe ich mir den Film an und brauche keine Review, dort reicht die Review, und den Film selbst kann ich ignorieren.
Wer es gewohnt ist, Reviews anzuschauen, wird unweigerlich darin geschult, kritischer an Filme heranzugehen: Der Blick für Logiklöcher wird geschult.
Das macht einen insgesamt zu einem aufgeklärteren Zuschauer, der sich eben nicht ungefragt mit demselben Spaßlevel jeden beliebigen Film reinziehen kann. Gerade die erfolgreichsten Filme, die unvermeidlichen Sommerblockbuster, werden dadurch kritischer aufgenommen. Die Filme mit dem größten Budget kommen im Mainstream gut an, hinter einer Tünche aus dicken Effekten findet sich aber nicht besonders viel. Auch die Manipulationsmechanismen des Publikums werden offensichtlicher. Macht man sich das bewusst, kann man einen Blockbuster nicht mehr mit kindlichen, leicht zu beeindruckenden Augen betrachten.
In diesem Vorteil liegt zugleich der Nachteil. Der aufgeklärte Film-Snob steht auf einmal alleine da, wenn jeder in seiner Clique einen bestimmten Popcorn-Film negativ bewertet, aber in seinem Umkreis nur positives Feedback bekommt. Die Filmauswahl wird eingeschränkt, es gibt weniger Angebote, die den kritischen Zuschauer wirklich gefallen, oder in immer selteneren Fällen, umzuhauen vermögen.
Es kommt eben immer darauf an, worauf man Wert legt. Der eine ist satt und zufrieden, wenn er einen labberigen Cheeseburger von Burger King gegessen hat- der andere braucht ein edles Fünf-Gänge-Menü vom snobistischen Edel-Restaurant, um befriedigt zu werden.

Für mich macht es wohl die Mischung. Ich könnte mir niemals täglich There Will be Blood ansehen, genauso wenig wie ich jeden Tag Burger essen könnte.
Einen schönen Cheeseburger esse ich bisweilen dennoch gerne. Obwohl mir danach immer ein bisschen schlecht ist.

Was auch ein Nachteil sein kann: Durch den kritischen Blick, wird es schwieriger, sich selbst unbefangen Geschichten auszudenken, wenn das denn angestrebt wird.
In dem Moment, wo ich darüber nachdenke, mir eine Geschichte auszudenken, bedenke ich zugleich, was eine Geschichte erfolgreich macht. Schließlich will man ja, das die eigene Geschichte beachtet wird. Und das wird sie ben nur, wenn sie dem Publikum, seien es Leser von Büchern, Spieler von Spielen, Zuschauer von Filmen etc. auch gefällt. Dem kann man sich nicht verschließen. Ich selbst kenne auch nur die Geschichten, die auf diese Weise entstanden. Jeder ist von dem, was er aufgenommen hat, beeinflusst.
Wenn ich als Kind alle Final Fantasy-Spiele geliebt habe, hat dies einen so krassen Impact auf meine Fantasie ausgeübt, dass ich tendentiell immer Final Fantasy-artige Einflüsse in meinen Geschichten haben werde.
Je mehr unterschiedliche Geschichten ich kenne, einen desto größeren Katalog an alternativen Einflüssen habe ich.
Sehe ich immer nur Michael Bay-Filme und versuche mich als Regisseur, so werde ich ein kleiner Michael Bay. Kannte ich jedoch auch Jim Jarmusch-Filme, kenne ich ein völlig anderen Gegenpol, nämlich eine Art von Indepent-Filmen. Dann kann ich mir überlegen, wen von beiden Regisseuren ich in meiner eigenen Geschichte eher als geistigen Einfluss wählen kann.
Auf jeden Fall brauche ich irgendeinen Einfluss. Wer niemals irgendeine Geschichte gehört hat, wird sich auch keine Geschichte ausdenken können.
Die Autorin von Twilight wurde von Vampirgeschichten beeinflusst. Aber sie kannte nicht besonders viele unterschiedliche Geschichten zu diesem Thema. Das Ergebnis ist eine Art von naiver Geschichte, die durch das Internet nur noch seltener zustande kommt.
Oder man schreibt Geschichten auf einem ähnlichen Niveau, wenn man jünger ist, einerseits genug Freizeit hat, um sich dem hinzugeben, und andererseits das kritische und selbstkritische Denken noch nicht so weit ausgeprägt ist, dass man seine Geschichte in Frage stellt.
Viele hatten irgendwo im Alter zwischen 10 und 20 Jahren eine produktive Phase dieser Art. Nehmen sie ihre Geschichten später zur Hand wird ihnen bewusst, was für einen Quatsch man damals produziert hat- was nichts gegen den nostalgischen Wert dieser Erzeugnisse sagen soll, oder ausdrücken, dass es prinzipiell schlecht ist, sich Geschichten zuerst auszudenken, und dann mitteilbar zu machen.
Nur haben die wenigsten von denen, die früh produktiv wurden, auch wirklich das Zeug dazu, echte Geschichtenerzähler zu werden.
In der Regel kommt der Punkt, wo man diese Unterfangen aufgibt, und etwas vernünftiges lernt, da irgendwann der Druck, Geld zu verdienen, größer wird als die Muse. Und dann ist man doch nur der vernünftige Kassierer im Aldi, statt der unvernünftige Autor, der man als Kind werden wollte.
Oder aber man versucht es weiter, und hat keinen Erfolg. Dann muss man aber einen Gutteil seiner Naivität erhalten haben, oder zumindest sehr gut gegen allzu aufklärerische Reflexion verteidigen. Reiche Eltern helfen auch gegen den Druck, seine Zeit mit dröger Arbeit füllen zu müssen.
Für traurige ehemals-kreative wie mich also sind die Reviews der heutigen Zeit eine schöne Beschäftigung.
Wie heisst es so schön? Wer als Autor scheiterte, wird Kritiker. Abgesehen davon, dass Kritiker zu sein auch eine Art der kreativen Produktivität ist, füge ich dem hinzu: Wer zu faul ist, Kritiker zu werden, schaut zu seinem Vergnügen Kritikern bei der Arbeit zu.
Und wird dadurch zum Hobby-Kritiker.

Und schreibt vielleicht einen Blog-Eintrag darüber, Hobby-Kritiker zu sein.

Dienstag, 21. Mai 2013

WANTED: Falsifiziere diese These (Teil2)

Pffth, Helmut Schmidt....
Was haben die Leute mit Helmut Schmidt?
Immer wird von ihm in den höchsten Tönen gesprochen.

Die zu widerlegende These lautet, dass H.S., zumindest seitdem er als Kanzler zurückgetreten ist, in den Status eines bloßen Wichtigtuers getreten ist, bei dessen Vielrederei aber wenig herumkommt.

WANTED: Falsifikation dieser These

Hier die These:

Hundertjährige sind langweilige Personen, die man vor allen Dingen dafür kennt, dass sie unheimlich alt sind.
Die wirklich interessanten Personen, über die man spricht, und die man immer wieder zitiert oder was auch immer, sind unter hundert Jahre alt und früher gestorben.


Selbstreferentieller Blog-Rotz, am besten in nur 1 Sätzen

Ist es eigentlich Zufall, dass das am ehesten verwendestste Symbol für GELD
das DOLLARSYMBOL sey?

Immer diese Fucking Aphorismen- und diese FUCKING Anglizismen, by the way.


Worüber man verzweifeln sollte,

kann man nur lachen.

Freitag, 19. April 2013

Manga-Review: Homunculus

Oder: Das Bild eines Gesichts, kurz vor dem Niesen

Tja. Ich nehme heutzutage nicht mehr viele Mangas in die Hand. Das Thema Mangas im allgemeinen wäre einen eigenen Eintrag wert. Eine der wenigen Ausnahmen der letzten Jahre war für mich die 15-bändige Reihe Homunculus. Dieser Manga ist ziemlich verschieden von dem meisten, was man so sieht. Das fällt schon auf den ersten Blick auf: Die Figuren sind relativ realistisch gezeichnet.
Das erste mal, als ich ihn durchblätterte, legte ich Homunculus weg. Ich gab der Geschichte erst eine Chance, als ich von der Story hörte. Und ich habe es nicht bereut.

Nakoshi , etwa 30, lebt unter Obdachlosen in einen Tokyoter Park. Aber irgendwie gehört er auch nicht wirklich zu den Obdachlosen, trägt einen Anzug und übernachtet in seinem einzigen Besitz, einer kleinen Schrottkarre.
Wie das so ist ohne Arbeit, geht Nakoshi irgendwann das Geld aus. Also nimmt er das Angebot des obskuren Medizinstudenten Ito an, für einige hunderttausend Yen eine Trepanation an sich durchführen zu lassen.

Dabei handelt es sich um einen Eingriff, der in ähnlicher Form schon im Mittelalter durchgeführt wurde: Es wird ein Loch in die Schädeldecke gebohrt.
Zuerst hatte das den Zweck, Wahnsinnige dadurch ruhigzustellen- ein bisschen wie Jack Nicholson am Ende von "Einer flog übers Kuckucksnest".
Dann gab es Leute, die daran glaubten, durch eine Trepanation den sechsten Sinn entwickeln zu können.

Ito als Mann der Wissenschaft will herausfinden, was dran ist an diesem Gerücht und führt die Trepanation an Nakoshi durch.
Dieser hat daraufhin die Fähigkeit, die Psyche der Menschen, ihr "wahres Selbst", zu sehen, wenn er sich das rechte Auge zuhält. Das klingt komisch. Und ist noch viel komischer.

Auf einmal sieht die Welt für Nakoshi nicht nur ziemlich erschreckend aus, sondern befähigt ihn dazu, bei bestimmten Leuten so tief in ihrem Bewusstsein zu graben, dass er tief verdrängte Konflikte und Erfahrungen zutage fördert, dieses Verdrängte ins Bewusstsein holt und so Menschen helfen kann.
Aber darum geht es letztlich nicht in Homunculus. Nakoshi wird dem einen oder anderen im Laufe der Serie helfen, allerdings macht er es sich nicht zur Mission, der Welt Seelenheil zu bringen.
 Nakoshi ist nämlich ein ziemlicher Antiheld, mit einer zu Beginn unklaren Vergangenheit, vielen Geheimnissen und sehr merkwürdigen Angewohnheiten.
In den Anfängsbänden wird Nakoshi dem angehenden Arzt  Ito von seinen Erfahrungen berichten, und darauf wird darüber diskutiert, wie diese Phänomene zustande kommen können.
Ein weiteres Manga-Klischee wird damit umgangen: Es bleibt nicht nur bei einer Spannung verheißenden Prämisse, sondern diese wird auch in einer Weise von den Charakteren reflektiert, wie man sich vorstellen kann, wie man es selbst tun würde.
Daneben lernt man interessante Info´s rund um Trepanation und Psychologie.
Überhaupt ist Homunculus in erster Linie ein  psychologischer Manga. Die bizarren Verformungen, die Nakoshi sieht, haben immer eine Bedeutung.
Und es ist nicht zuviel verraten, wenn ich sage, dass die Homunculi der Anderen auch immer eine Verbindung zu Nakoshi selbst haben.

Im Laufe der Serie wird Nakoshi selbst immer interessanter, so wie der Leser mehr über seine Vergangenheit und Sicht auf die Welt erfährt. Mit Nakoshi wurde einer der tiefsten und zwiespältigsten Charaktere entworfen, die ich je in der Manga-Welt kennengelernt habe.

Die Zeichnungen sind, zumindest was die ersten zwei Drittel der Serie betrifft, durchgehend detailliert. Hier haben wir einen Manga, der ebenso das Klischee umgeht, den halben Band nur mit Nahaufnahmen von Gesichtern zu füllen (wie gesagt, zumindest in den ersten zwei Dritteln). Wobei die Gesichter selbst in tausend Variationen gezeichnet werden. Homunculus ist der einzige Manga, in welchem ich jemanden einen Moment vor dem Niesen gesehen habe.
Die Variation der Darstellungen von Gesichtsausdrücken geht von irrer Euphorie zu tiefster Verzweiflung, mit teilweise reduzierten Linienstil fast karikativ auf den Punkt gebracht. Yamamoto macht sicherlich kalr, was er jeweils ausdrücken will, und wenn er dazu den zeichnerischen Holzhammer auspacken muss.


Der einzige Makel von Homunculus: Die Serie ist einfach zu lang. Damit hat Homunculus die allermeisten Manga-Klischees erfolgreich überwunden, scheitert aber doch an dem Klischee der langgezogenen Erzählweise.
Okay, mit 15 Bänden ist die Langgezogenheit beiweiten nicht mit einem Dragonball oder, *Schluck*, Naruto/One Piece veergleichbar... aber gemessen an dem unvergleichbar hohen Niveu, das die ersten Bände der Serie setzen, ist die übertriebene Länge der einzige Makel, der Homunculus von absoluter Perfektion trennt.
Das erste Drittel der Story ist sehr kompakt erzählt. Tatsächlich ist das Pacing perfekt. Ich hatte mehr Spaß und Höheflüge der Emotionen aller Art beim Lesen als beim Anschauen vieler Filme.
Nach den ersten beiden Bänden Homunculus ist die Welt, in der man lebt, nicht mehr diesselbe.
Das zweite Drittel wird langsamer, ist aber noch zu verschmerzen- nicht zuletzt, weil es einige HAMMER-TWISTS bereithält.
 Aber das letzte Drittel war nur noch Quälerei... Zumindest ist das Ende in befriedigenderwiese irre.

Also, wer Interesse an Mangas, Psychologie, Unterbewusstsein, dem sechsten Sinn, menschlichem Wahnsinn und nicht zuletzt einer gehörigen Portion Kritik an der modernen (japanischen) Gesellschaft hat, sollte unbedingt reinschauen in die beängstigend-bizarre Welt von Homunculus!

Donnerstag, 18. April 2013

Risikogesellschaft 1

Die Risikogesellschaft - Teil 1

Dies ist eine kurze Zusammenfassung des ersten Teils von dem Buch "Risikogesellschaft- Auf dem Weg in eine andere Moderne". Autor ist der Soziologe Ulrich Beck. Die Riskogesellschaft erschien 1986 und gehört zu den bestverkauften Werken der Soziologie. An manchen Aspekten nagte mittlerweile der Zahn der Zeit, aber allgemein ist Beck´s Hauptwerk auch in der heutigen Zeit von einiger Wichtigkeit.
Dafür, dass ich hier und da vom Text abschweifen und meinen eigenen Gedanken folgen werde, entschuldige ich mich im voraus.


Nach Beck gibt es in Deutschland und den anderen Industrienationen einen Paradigmenwechsel von der Mangel- zur Riskogesellschaft.
In Industriegesellschaften, die Anfangs Mangelgesellschaften waren, gilt das Paradigma der Reichtumsverteilung.
Dem steht das Paradigma der Risikoverteilung in der Risikogesellschaft gegenüber.
Es gibt Mangel, der Bedürfnisse schafft. Diese müssen befriedigt werden, weshalb Produkte geschaffen werden. Industrie und Technologie entwickelt sich weiter.
Wenn die Mängel zwar nicht vollends verschwunden sind, aber soweit eingeschränkt wurden, dass in der Gesellschaft genug Zeit übrig bleibt, um über anderes als Produktion nachzudenken, stellt sich ein Bewusstseinswandel auf breiter Basis ein.
Die moderne Gesellschaft produziert mit ihren Gütern auch immer Risiken vielfältiger Form, etwa neue soziale Ungleichheiten, aber vor allem Belastungen für die Umwelt durch Verbreitung von Schadstoffen, die nicht nur Natur und Tieren schaden, sondern auch dem Endkonsumenten Mensch.

Das Paradigma der Risikogesellschaft behandelt, wie Risken wegverteilt, verharmlost, verhindert, dramatisiert oder kanalisiert werden. Das dahinterliegende Ziel ist, den Modernisierungsprozess nicht zu behindern.

Die Modernisierung wird reflexiv. Das heisst, dass man nicht mehr unreflexiv das Wachstum ankurbelt, sondern beginnt zu hinterfragen, welche möglichen Gefahren dieser Prozess generiert. Skeptizismus stellt sich ein.
Die rauchenden Schlote einer Fabrik sind nicht mehr wie zuvor nur das Symbol für eine funktionierende Wirtschaft und der Bereitstellung von Arbeitsplätzen, sondern auch Ausgang für Schadstoffe, die mit dem Regen wieder auf die Erde treffen, ins Grundwasser sickern, von Menschen aufgenommen werden.
Dass man die Schlote dann möglichst hoch baut, damit die Schadstoffe nicht auf die Stadt in der direkten Umgebung niedergehen, ist höchstens eine kurzfristige Lösung des Problems.
Letztlich ist jeder von Risiken betroffen, und auch die Produzenten der Risiken werden letztlich von ihnen eingeholt. Das nennt Beck den Bumerang-Effekt. Dieser Bumerang-Effekt sprengt, da Risiko schichtenunabhängig jeden betrifft, das Klassenschema.

In der sogenannten Dritten Welt herrscht nach wie vor allein das Paradigma der Reichtumsverteilung. Die offensichtliche materielle Not der Bevölkerung wird als Rechtfertigung von mangelhaften Schutzvorkehrungen etwa der Arbeiterschaft benutzt.
Die Abwasser einer Fabrik können da ins Grundwasser fließen, was toleriert wird, wo diese Fabrik doch wichtige Arbeitsplätze verschafft. Arbeitsplätze, die zum Überleben wichtiger sind als sauberes Leitungswasser. Die Verschmutzung und Belastung der Gesundheit wird als notwendiges Opfer gesehen, um den im vergleich wichtigeren Lohn des Wachstums zu genießen.
Die Bevölkerung ist in weiten Kreisen nicht über die sie umgebenden Risiken aufgeklärt. So ist es ein alltäglicher Anblick, in 3.Welt-Ländern Bauern zu sehen, die ohne Schutzkleidung oder Atemmaske literweise giftigen Dünger per Hand über ihre Felder versprühen.

Deutschland heute steht zwischen beiden Gesellschaften, obwohl es viel mehr Risikogesellschaft als Mangelgesellschaft ist.
Das kann man sagen, da es immer noch Mangel in Deutschland gibt, und in gewisser Weise wohl auch immer geben wird. Dabei ist jedoch die Qualität des Mangels von Bedeutung, die sich klar von der in einem Dritte-Welt-Land unterscheidet.
So gibt es in Deutschland keine absolute Armut mehr, die das physische Überleben unmöglich macht.
Als Obdachloser lebt es sich nicht leicht, aber zumindest kann man davon ausgehen, dass man als solcher nicht verhungern wird oder es keinerlei Möglichkeit gibt, zumindest kurzfristig ein Dach über dem Kopf zu finden, sofern das überhaupt angestrebt wird (wer lange auf der Straße lebt, entscheidet sich häufig gegen ein langfristiges Obdach, da dieses als beengend empfunden wird).

Dann unterscheidet sich der neue Riskobegriff vom alten. Risko hat es auch früher gegeben. Dieses war allerdings wahrnehmbar. Etwa der Gestank in Städten, die keine funktionierende Kanalisation hatten.
Ebenso lag das Risiko der Armut auf der Hand, oder, weniger weit zurückliegend und immer noch gültig, das Qualifikationsrisiko, nicht die richtige Ausbildung/Schulbildung zu genießen und danach als Arbeitsloser zu enden.
Die neuen Risiken entziehen sich der unmittelbaren Wahrnehmung. Schadstoffe in der Luft sind unsichtbar. Diese Risken stellen sich nur im Wissen um sie her. Wovon man zuvor nicht wusste, existierte in der eigenen, wahrgenommenen Welt auch nicht. In diesem Sinne geht man in der Riskogesellschaft konstruktivistisch vor.
Existent werden Risiken nur, wenn sie die Diskurslandschaft betreten. Worüber man nicht spricht, existiert nicht. Ebenso kann das Risko nur im Diskurs verändert werden.
In der Riskodefinition spielen die Medien eine Schlüsselrolle.
Im Sinne des investigativen Journalismus werden Skandale der Riskoproduktion aufgedeckt, zumindest idealerweise.
Im Diskurs um Risiken teilen Vertreter der Medien das Feld mit Produzenten, die Experten anheuern, um die Aussagen von Gegenexperten zu entkräften, deren Behauptungen, wenn sie sich als wahr herausstellen, zu einem Schrumpfen oder Umstellen der Produktion führen müssten. Als Akteur ist natürlich auch die Öffentlichkeit zu nennen, deren Meinung das politische und wirtschaftliche Handeln beeinflusst.

Das Problem an etwas, was man nicht wahrnehmen kann, ist, dass man niemals sicher wissen kann, welche Aussagen darüber wahr oder falsch sind. Ein anderer Aspekt von der neuen Art von Risiken ist, dass sie übernational gelten und somit global jeden betreffen. Viel Aufsehen und anschließende politische und wirtschaftliche Maßnahmen zog die Feststellung des Klimawandels und der darauf aufbauenden, für viele besorgnisserregenden Prognosen für die Umwelt, auf sich.
Aber für jene Experten, die sich für eine Reduzierung der CO2-Ausstöße einsetzen, kommen auch Gegenstimmen anderer wissenschaftlicher Experten, die die Umstände verharmlosen und meinen, dass alles nicht so schlimm sei. Es gibt auch von CO2-produzierenden Industrien angestellte PR-Männer, die aktiv gegen die "Panikmache" des angeblich so schlimmen Klimawandels vorgehen.

Es herrscht also ein fortdauernder Kampf um Meinungen, geführt mit dem Instrument der Sprache.
Wer erscheint am glaubwürdigsten? Wer hat die besseren Argumente, die zuverlässigeren Daten?
Dabei gibt es viel Unklarheit. Allgemein herrscht in der modernen Welt ein hohes Vertrauen in wissenschaftlichem Vorgehen. Aber wie wahrheitshaltig kann diese Wissenschaftlichkeit letztlich sein?
Eine beliebige Statistik etwa, mit wissenschaftlichen Methoden erhoben, erklärt sich niemals selbst, sondern kann, je nach Kontext, so oder so interpretiert werden und somit unterschiedliche Aussagen repräsentieren.
Eine andere Gefahr ist, nicht zu wissen, wie Erhebungen überhaupt zustande kamen, welche Methode ihnen zugrunde liegt.
In der Ermessung globaler Armut etwa wird festgestellt, dass weniger Menschen als ein paar Jahre zuvor unter Armut leiden. Die anhängende Interpretation ist, dass unterm Strich alles immer besser wird .
Was zu hinterfragen ist, wo die Grenze zu Armut gezogen wird. An der Kategorisierung zu schrauben bedeutet in dem Fall, Ergebnisse zu beschönigen, indem man die Messlatte, ab wann man global als arm zu gelten hat, niedriger setzt.
Ein anderes Beispiel für die Problematik von zuverlässiger Aussagekraft für große Datenerhebungen ist das BIP, welches wirtschaftliches Wachstum messen soll. In letzer Zeit stand es in der Kritik, nur unzureichende Kategorien einzubinden. Es gibt Vorschläge, zum Messen von Lebensqualität in einem Land nicht nur dessen wirtschaftliches Wachstum zu berücksichtigen, sondern auch Kategorien wie den Stand der Bildung oder Nachhaltigkeit hinzuzuziehen.
Also kann man sich kaum nach Wahrheiten richten, sondern sich nur für Wahrscheinlichkeiten entscheiden.
Wichtig ist, sich immer zu fragen, welches Interesse die Überbringer von Informationen verfolgen, wie sie bei dem Sammeln von Wissen vorgingen, was die Quellen sind, oder für wen sie arbeiten.

Dienstag, 26. März 2013

Poststrukturalismus 4 (Finale)


6. Heute

Nach dem großen Geschichtsüberblick der vergangenen Teile kann man den PS also im Licht der Geschichte betrachten und verstehen, inwiefern er sich von allen vorgegangenen Denkweisen unterscheidet, und wie er aus ihnen hervorgegangen ist.
In diesem letzten Teil betrachten wir etwas genauer, was ihn ausmacht, welche Denker ihn vor allem prägten, wer gegen ihn kämpft, und weshalb der PS als Grundlage des Gender-Diskurses und der Political Correctness dient.

Die Informationsquelle ist hierbei die zweite Folge über Poststrukturalismus, erschienen auf der Seite des CRE.
Wie immer halte ich mir nicht vor, dabei alle im Podcast angesprochenen Themen aufzugreifen. Ich gebe nur wieder, was bei mir hängenblieb, und wie es hängenblieb. Wenn ich teilweise Informationen nicht ganz korrekt wiedergebe oder abschweife, bitte ich das im Vorfeld zu entschuldigen. Korrekturen oder Kommentare sind gerne willkommen.


Erinnern wir uns, was die Moderne ausmachte: Veränderung als Konstante, und frohlockender Fortschrittsglaube: Immer weiter, schneller, höher. Wachstum um jeden Preis.
Dieses Fortschrittsdogma entpuppte sich als neuer Zwang, den sich die Menschheit selbst auferlegte (und es teils immer noch tut).
Dieser Zwang muss ebenfalls hinterfragt werden.

Die Hochzeit des PS lag in den 70ern. Neben Anderen sind Foucault und Derida als führende Denker zu nennen.
Heute hat der PS nicht mehr viel zu melden, aber er prägte viele Denkrichtungen. Ihm entwuchs der Dekonstruktivismus, welcher sich von gängigen Denkweisen distanziert und in seiner radikalen Form statuiert, dass es keine allgemeine, sondern viele subjektive Wahrheiten gibt. Der Dekonstruktivismus beeinflusste sogar die Architektur.

6.1.Focault und die Diskurse
Foucault entwickelte niemals ein geschlossenes Denksystem, sondern galt eher als ein "Troll der Philosophie", der vor allem gängige Denkmuster angriff. Er prägte die Diskurstheorie.
Wir alle schwimmen in Ideen-Strömungen, die Focault als Diskurse bezeichnete.
Im Kern geht es bei Diskursen um die Verteilung von Macht- Wer hat die Macht, und wem wird sie vorenthalten, und wieso wird sie bestimmten Leuten vorenthalten?
In den Diskursen gibt es also Majoritäten, die Minoritäten systematisch ausschließen, indem ihnen kein Platz im Diskurs gewährt wird. Nur durch das Eindringen der Minoritäten in den Diskurs entstehen neue Machtkerne, auf die die alten Machtkerne fortan blicken und sich, vom Neuzugang ausgehend, umorientieren- der Diskurs ändert sich.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung bietet der Gender-Diskurs.

6.2 Gender-Debatte
Zu dieser Zeit ist es gar nicht solange her, dass eine erneute Debatte über Sexismus die Medien beschäftigte.
An dieser Stelle sei auch auf die Folge des Soziopod verwiesen, der sich mit Feminismus beschäftigt, bzw. seinen Ursprüngen und seinen diskurstheoretischen Wurzeln.
Die ausgeschlossene Minorität bilden hierbei die Frauen.
Genauso wie andere Minoritäten, etwa Schwule oder Schwarze, versuchten und versuchen Frauen eine gleichgestellte Position in der Gesellschaft zu erlangen.
Ein Kulturraum wird bestimmt von seinem Sprachsystem. Wo es keine Sprache für Minoritäten gibt, werden sie ausgeschlossen, z.B. in der Hackerszene, die von Männern dominiert ist. Unter Hackern gibt es den "Balls of Steel- Award". Für Frauen ist es dementsprechend schwer, einen solchen Award zu erlangen.
Sexismus wird als Degradierung des anderen Geschlechts definiert; sexistisch verhält sich, wer sich als mächtiger darstellt als das andere Geschlecht. Das kann für Männer wie auch für Frauen gelten, unterm Strich sind es aber vor allem die Männer, die ihre Machtdominanz demonstrieren.

Der Feminismus ist also kein bloßes "Frauen-Ding", sondern es geht dabei ganz allgemein um die Gleichheit von Menschen, bzw. um das Ankämpfen gegen Ungleichheit. Wer sich zum Feminismus bekennt, egal ob Frau oder Mann, verfolgt ein positves Bild beider Geschlechter- dabei werden Männer keineswegs in die Sexismus-Schublade gesteckt, sondern sie werden im Gegenteil als Menschen anerkannt, die Frauen als gleichwertig behandeln.

6.3. Political Correctness
PC ist anstrengend. Und man ist niemals fertig mit ihr. Die PC beschäftigt sich mit der Sprache, ganz im poststrukturellen Sinne. "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen.." dreht sich eigentlich immer um Dinge, die man eben nicht mehr so sagen sollte.
Einen Gehandicapten als gehandicapt und nicht als behindert zu bezeichnen ist politisch korrekt, da man "Behindert" auch als Schimpfwort benutzen kann. Schwarze werden nicht als "Neger" bezeichnet, da man sich der kolonialen Wurzeln dieser Bezeichnung gewahr ist. "Neger" hat nicht nur heute eine negative Konotation, sondern hatte sie schon immer- als Oberbegriff für eine Art von Menschen, die der weißen Klasse untergeordnet war, die zu Beginn gar nicht als Menschen gehandelt wurden- das "alle Menschen sind gleich" der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung schloss Schwarze erst später in die Begrifflichkeit Mensch ein.
PC ist anstrengend, weil sie Gewohnheiten umstößt. Das ist immer mit Mühsal verbunden. Diese Anstrengung ist auf dem Weg zu Gleichberechtigung jeoch nötig.

6.4. Kontrollverlust
In Frankfurt stehen sich normale Bankgebäude auf einem Haufen, die Bundesbank sowie das EZB-Gebäude in einem Triangel gegenüber.
Die poststrukturell kritische Perspektive gegenüber der Architektur der Bundesbank begreift diese in ihrer Form als maximal mögliche Reduktion eines Schlosses. Darin spiegelt sich, dass Geld an die Stelle des absolutistischen Herrscher als oberste Instanz getreten ist. Alle (anderen Banken) haben sich nach ihr auszurichten.
Die EZB wiederum sondert sich von Banken und Bundesbank ab und symbolisiert mit ihrer ausgefallenen Architektur, dass sie mi dem alten System nichts zu tun hat, und somit eine exzentrische Kontrollfunktion übernimmt.

Das ist eine Deutung der Architektur und Positionierung der Banken. Ob sich die Erbauer das auch so gedacht haben? Genau diese Frage, nach der ursprünglichen Bedeutung, ist nach der poststrukturellen Denkweise irrelevant.
Denn nachdem ein Text der Öffentlichkeit zugänglich wird, entzieht sich dem Autor des Textes die Kontrolle über seinen Text, über die Art, wie sein Text interpretiert wird. Der Autor kann zwar seine Interpretation in die Diskussion einbringen, jedoch ist sie nur eine von vielen möglichen Deutungen. Das wird als Kontrollverlust bezeichnet.
Daran zeigt sich, dass die Grenze zwischen Sprache und Sprechendem verwischt; nicht der Autor spricht die Sprache, sondern die Sprache spricht den Autor.

6.5. Das Verschwinden des Autors
Die Deutung über seinen Text entzieht sich der Kontrolle des Autors. Der Autor tritt zurück und reiht sich ein in ein Meer der Interpreten.
Der Namenskult hat viel von seiner Bedeutung verloren. Heute ist es in vielen Bereichen nicht mehr wichtig, von wem etwas stammt, wer der Urheber eines Textes, eines Bildes, einer Idee ist. Nur zu oft ist das nicht nur nicht mehr wichtig, sondern auch so gut wie unmöglich, nachzuweisen, wer der Urheber ist.

6.6 Lecker Meme-Suppe
Praktische Anwendung findet dieses Prinzip auf Seiten wie "4Chan", die ungefilterte Internet-Ursuppe, in welcher jeder Autor denselben Namen trägt, nämlich gar keinen: Anonymous.
4Chan stellt einen Umschlagplatz der Meme dar.
Den Begriff "Meme" hat Dawkins in seinem Buch "Das egoistische Gen" geprägt. Darin postuliert er, dass es bestimmte Gene gibt, die sich ähnlich einem Virus verbreiten, anpassen, weiterentwickeln und teilweise immunisieren. Um zu zeigen, dass dieses Prinzip auch in der kulturellen Welt sichtbar greift, erfand er den Begriff der Meme, also Ideen, die sich irgendwann viral verbreiten. Irgendwann verbreitet sich ein solches Meme nicht mehr schrittweise, von einem zum anderen, sondern es macht "Klick" und auf einmal weiß irgendwie jeder, worum es geht. Jeder hat irgendwie schon von irgendetwas gehört, ohne dass man sagen kann, von wem man es hörte.
Der Autor verschwindet im Nebel der Unklarheit.
Ein Merkmal des Memes ist, dass es sich radikal von anderen Zeichen absetzt. Denn je stärker die Differenz zum Erwarteten ist, desto größer ist der "Aha-Effekt". Je größer der "Aha-Effekt", desto größere Chancen hat das Meme sich weiterzuverbreiten. Wenn ich fünfzig Mal auf 4chan blau sehe und dann auf einmal rot, wird sich das rot am ehesten einprägen.

6.7. Ein bisschen Linguismus
Man sucht sich immer die kleinsten gemeinsamen Teile, um das Große und Ganze zu erklären. In der Physik sieht man auf die Atome. In der Sprachwissenschaft nennt man die kleinsten Sinnträger, die sich von anderen Lauten absetzen, "Phoneme".
Strukturalismus ist ein Zweig der Sprachwissenschaft, der Mechanismen der Sprache theoretisch abstahiert und versucht auf die Kultur zu übertragen.
Anthroplogie ist die Lehre vom Menschen. Claude-Levi-Strauss brachte nun den Strukturalismus in die Anthroplogie, indem der den Begriff der "Mytheme" prägte.
Mytheme sind narrative Einzelelemente, die maximale Unwahrscheinlichkeiten in abstrahiertester Form darstellen. Die Ödipus-Legende etwa erfreut sich nach so langer Zeit großer Beliebtheit, weil in ihr viele einzelne Elemente maximaler Unwahrscheinlichkeiten verbunden werden:
Ein Mythem ist, dass der Sohn seinen Vater tötet. Ein anderes, dass der Sohn mit der Mutter schläft. Ein weiteres, dass er sich nicht bewusst ist, mit wem er schläft, und wen er tötet.
Das maximal Unwahrscheinliche wird von Menschen am ehesten weiterverarbeitet.
Ebenso, wie beliebte Memes auf 4chan immer weiter in Variationen wiederholt werden, durchziehen bestimmte Figuren und Erzählstränge Filme, Bücher und jede Form der Geschichtenerzählung bis heute. Bestimmte Prinzipien erfreuen sich halt immer dergleichen Beliebtheit im Publikum.
Die Literaturwissenschaft übernahm das Prinzip der Archetypen, und liest seitdem alle Literatur auf neue Weise. Jede Geschichte wird in ihre kleinstmöglichen Erzählelemente zerlegt. Ein Buch kann auf diese Weise solange in Einzelteile zergliedert werden, bis nur noch ein Haufen Mytheme übrig ist.

Das letztendliche Ziel dieser Bemühungen ist herauszufinden, was die kulturell übergreifende Universalgrammatik ist. Gibt es quasi Erzählatome, die in ihrer reinen Beschaffenheit immer gleich sind, nur von verschiedenen Kulturen unterschiedlich zusammengesetzt werden?
Nein, meint der Postrstrukturalist. Es kann keine festen Werte geben, weil sich Zuschreibungen (Interpratationen) immer ändern können.Außerdem ergibt sich Sinn immer nur in Abgeschlossenheit. Erst nachdem ein Satz ausgesprochen wurde, wird sein Sinn klar. Die Sinnproduktion erfolgt a posteriori. Erst in der Aktion wird der Gehalt erkennbar.
Daher gibt es nach dem PS keinen festen Baukasten, an den Linguistiker glauben. Stattdessen sind die einzelnen Elemente, die man sich herausgreift, zufällig.
Das wird "Arbitrarität" genannt. Es gibt keinen zwingenden Grund, eine physische Erscheinung mit brauner Rinde und grünen Blättern "Baum" zu nennen. Unsere Sinnzuschreibungen sind zufällig, und können sich jederzeit ändern.


6.7 Eine unheimliche Welt
Wo alle Gewissheit ungewiss wurde, lebt es sich seltsam schwerelos. Die Konsequenz des Postrstrukturalismus soll jedoch nicht der Nihilismus sein. Viel mehr sollten wir einfach im Hinterkopf behalten, wieviele scheinbar sichergeglaubte Dinge in ihrem Wesen doch so unsicher sind. Das ist eine Art zu denken, welche einen durch den Alltag begleiten kann. In allen Debatten, deren zeuge man wird, kann man so immer seinen eigenen Standpunkt kritisch beleuchten. Ist eine Sache wirklich so klar, wie sie scheint? Welche anderen Sichtweisen gibt es? Welche Sichtweise vertritt mein Gegenüber? Und in welcher Kultur, welchem Mileu, was auch immer, ist er aufgewachsen, dass er so denkt?


So endet mein kurzer Überblick über den Poststrukturalismus. Dieser letzte Teil ist etwas konfuser als der Geschichtsrückblick, was nur deutlich macht, dass die Gegenwart sowieso erst im Rückblick (besser) erklärbar wird, weil man ihr eine bestimmte Deutung gibt (welche jedoch beliebig ist). 
Ausflüge wie in den Linguismus sind sicherlich viel zu vereinfacht. Das ist der Vorzug, wenn man kein Fachmann ist. 
Vielleicht wurde jedoch klar, wie vielfältig die Auswirkungen des Poststrukturalismus für unseren Alltag sind.
Danke und auf Wiedersehen, bs zur nächsten Folge Summera-TV !

Poststrukturalismus 3




5.Der unaufhebbare Widerspruch

5.1.: In a Nutshell
In diesem Teil kommt der geschichtliche Rückblick zum Ende. Die Widersprüchlichkeit in Kants Denkmodell wird klar und leitet die "Linguistic Turn" ein- von da an sind alle philosophischen Probleme sprachliche Probleme. Drei Lösungsmodelle wurden entworfen, um dem entgegenzustehen:
1. Die analytische Sprachphilosophie
2. Die Hermeneutik
und
3. Der Poststrukturalismus,
welcher im Gegensatz zu den beiden anderen Modellen keine Lösung mehr anzustreben versucht, da man nie aus dem infinitiven, dem endlosen Prozess des Erkennens ausbrechen kann: Eine Meta-Sprache, die die Sprache beschreibt, hat wiederum ihre Meta-Meta-Sprache und so weiter.
Das kann man entweder negativ  als Werterelativismus, oder aber positiv als Hyperaufklärung bezeichnen.

5.2.: Herder versus Kant
Am Anfang stellte sich Kant auch die Frage, wie man Moral erklären kann. Bevor er darauf antworten kann, erkannte er, muss er aber erst ausmachen, was die Erkenntnislogik eines Menschen ausmacht.
Durch Kant kam es zur Aufklärung. Kant schloss in seiner "Kritik der reinen Vernunft" dass es zwar das "Ding an sich", also die objektive Realität/Wahrheit gibt, der Mensch es aber nicht in seiner reinen Form sieht, sondern nur in der Wahr-nehmung abbildet. Dazu bedient er sich der Vernunft, die mit dem "Ding an sich" irgendwie verbunden ist. Wir bekommen also dem Ding an sich umso näher, je besser wir uns der uns innewohnenden Vernunft bedienen. Die Vernunft ist a priori, alles , was wir in der Welt erfahren, a posteriori.
Diese Vernunft ist universell, potentiell bei jedem Menschen gleichsam vorhanden- nur der Grad der Nutzung variiert. Das eröffnet die praktische Möglichkeit, dass alle Menschen miteinander auskommen können und alle Widrigkeiten untereinander beilegen können, wenn sie nur vernünftig darüber kommunizieren.

Und dann kam Herder und kritisierte, dass sich die Vernunft selbst gegenüber nicht transparent sein kann :
Kant schrieb die "Kritik" in der Sprache, die er gelernt hat. Diese Sprache musste er wie jeder erst als Kind lernen. Die Sprache ist weltlich. Sprechen ist Erfahrungssache.
Findig pointiert Herder, dass Kant mit seiner irdischen Sprache etwas überirdisches beschreibt. Die Vernunft ist rein weil universell, immer gültig, unveränderbar vor aller Erfahrung. Die Sprache ist dynamisch, unrein, wandelbar, nach der Erfahrung, weltlich.

Wie kann man die Vernunft mit der Sprache beschreiben?
Wie kann man sicher sein, dass dieses so vielen Beliebigkeiten ausgesetzte Instrument dazu geeignet ist, das Prinzip der Vernunft zu repräsentieren?

Die Vernunft ersetzt Gott als höchstes Prinzip. Sie muss sich prüfen lassen können, ansonsten landet sie, genau wie Gott, in der Schublade der Unbeweisbarkeit/Unwiderlegbarkeit als reine Glaubensfrage.
Dabei kann sich die Vernunft jedoch nur ihrer eigenen Instrumente bedienen, um sich zu prüfen. Ich kann formale Logik innerhalb der formalen Logik anwenden, aber nicht außerhalb. Innerhalb eines geschlossenen Systems habe ich kein Problem, das System zu beweisen. Wenn es jedoch wirklich geprüft werden soll, muss es von aussen geprüft werden. Außerhalb der Logik kann ich die Logik nicht beweisen. In der "echten" Welt hat die Logik keine Entsprechung. Der Formalismus endet im Leerlauf.
Das wird als "linguistic turn" bezeichnet, die Wende, von der an die Sprache als vermeintliches Instrument, die Vernunft darzustellen oder eben nicht darstellen zu können, im Fokus der Aufmerksamkeit aller Grübler steht.

(Persönlicher Kommentar: Das ist eigentlich das Ende der herkömmlichen Philosophie als reine Disziplin- ihr ist nur der Bereich der Logik geblieben, der für sich genommen nicht viel mehr ist als das, was er für sich genommen ist. Stattdessen treibt sich Philosophie immer als Teildisziplin in allen anderen Disziplinen herum um sich ein bisschen einzumischen. Oder degradiert sich zu Alltagsphilosophie, um neben

5.3.: Drei Wege
Es bleibt nichts als Unbehagen. Auf einmal ist nichts mehr klar. Dabei sah in der Aufklärung für kurze Zeit alles so schön aus, das Happy End schien nah; wenn man die Vernunft unumstößlich beweisen könnte, könnte man von da aus ein für jeden gültige Moral konzipieren und in Riesenschritten der immer vernünftigeren, sich immer mehr dem Ding an sich annähernden Weltgemeinschaft zugehen.
Aber so ist es erstmal unmöglich, unumstößlich gültiges über Moral zu sagen. Denn dazu ist die Vernunft nötig. Und wie wir gesehen haben, muss man sich der Sprache bedienen, um die Vernunft zu erklären.
Aus dieser Beschäftigung mit der Sprache entstanden drei Denkrichtungen:

- Die analytische Sprachphilosophie des angelsächsichen Raumes, die Anwendungsorientiert ist.
Okay, ich will nicht viel über etwas schreiben, wovon ich ehrlich gesagt so gut wie nichts weiß, darum lasse ich es bleiben. Wichtig ist hierbei nur, dass Anhänger dieser Richtung nicht verzweifeln, sondern der Ansicht sind, mit Common Sense alle Probleme lösen zu können- man ist anwendungsorientiert.

- Die Hermeneutik aus deutscher Richtung, welche das System hinter der Sprache zu deuten versucht. Eine hermeneutische Sichtweise ist also, dass sich in jedem Abbild die dahinterliegende Struktur abzeichnet: Das Universum im Sandkorn sozusagen. Die Sprache mag also oberflächlich unsauber sein, jedoch bildet sich in ihr die ihr zugrundeliegende Wahrheit ab. Es lohnt sich also, die Sprache zu sezieren, in ihre kleinsten Teile zu zerlegen um zu sehen, wie sie beschaffen ist.

- Der Poststrukturalismus, der da alle Strukturen zereisst,  und die Suche nach endgültigen Wahrheiten endgültig aufgibt, da er sie als endgültig sinnlos entmystifiziert.

5.4.: Landung auf Planet Poststrukturalismus
Diese Denkrichtung hat keine programmatische Bibel, mit der man anderer Leute Köpfe einschlagen kann. Darum kann man dem PS Schwammigkeit vorwerfen.
Er sagt aber weniger, wie die Welt ist, als, wie sie nicht ist. Sie ist nämlich niemals nur so, sondern kann auch ganz anders sein.

Also nochmal zusammengefasst:
Es wird unklar, ob ich die Sprache spreche, oder die Sprache mich spricht. Ich kann nur in der Weise denken, wie es der Rahmen der Sprache erlaubt, mit der ich aufgewachsen bin. Spräche ich eine andere Sprache, würde ich auch anders denken. Die Sprache ist das Produkt einer Kultur, und es gibt viele unterschiedliche Kulturen, Sichtweisen, Sprachen. Das ich mit etwas, was von außen kam, etwas beschreiben soll, was theoretisch schon immer innerlich war, stellt einen vor einen unauflösbaren Widerspruch.
Der PS lehnt im Gegensatz etwa zur Hermeneutik ab, Sinn hinter dem System zu vermuten, da hinter diesem Sinn ein weiterer Sinn stehen müsste, und immer so weiter.

So wie Atome in der Physik die kleinsten Teile der Dinge darstellen, gibt es kleinste Teile von Sinn in der Sprache. Außerhalb der Welt gibt es keine Welt, und die ganze Welt ist Text. In der Konsequenz ist kein Text mehr davor sicher, von Linguisten untersucht zu werden. Ein Gedicht kann auf dieser Grundlage linguistisch genauso seziert werden wie Heideggers "Sein und Zeit" .

Im poststrukturalistischen Denken macht dieses Sinnsuche jedoch keinen Sinn mehr.
Diese Denkweise gibt das geistige Werkzeug her, gängige Denkweisen zu hinterfragen. Unsere abendländische Philosophie ist nur eine Art der Weltanschauung. Sie hat den Stein der Weisen nicht in der Hand, sondern ist nur eine Möglichkeit.
Hier funktioniert PS als Hyperaufklärung, Aufklärung nach der Aufklärung, welche die Grenzen der Aufklärung aufweist, auf den verfügbaren Spielraum verweist und Vorschläge gibt, nach welchen Regeln man innerhalb dieses Raumes mit anderen spielen kann.

Montag, 25. März 2013

Poststrukturalismus 2


Poststrukturalismus 2

4.Aufklärung
Ende des 18. Jahrhunderts kommt es zur Aufklärung.
In ihr wird der Mensch aufgeklärt über die von ihm selbst geschaffenen Restraints, den Widrigkeiten,Fesseln, Barrieren,  die ihn in seiner Freiheit beschränken. Nachdem sich der Mensch über diese von ihm selbst geschaffenen Barrieren bewusst wurde, setzt er sich über sie hinweg.

In der vormodernen Welt hielten die Machthaber die Restraints in der Hand. Ihre Rechtfertigung, die Legitimation ihrer Macht, lag im Verweis zu göttlicher Authentifizierung.
Aus diesem Grund kann man die islamische Welt innerhalb dieser Sichtweise als immer noch vormodern bezeichnen.

Der Chef der Aufklärung ist Kant.
 Vorarbeit wiederum hat Descartes geleistet, indem er eine Existenzbegründung von sich selbst ohne Gott schuf:
"Ich denke, also bin ich"
Dadurch wurde Gott zu einer bloßen Möglichkeit degradiert. Zuvor wurde er in der Denkweise der Menschen als Tatsache gehandelt. Gott schuf den Menschen, darum existierten die Menschen. Durch Descartes wurde das anders. Von da an war Gott nur noch eine Möglichkeit, aber keine Notwendigkeit. Der Mensch existierte, weil er dachte.
Natürlich dachte mit Eintreten des Gedankens von Descartes nicht jeder so. Aber eine neue Idee hat die Welt des Geistes betreten. Es gab nun eine alternative Denkweise, die nicht mehr wegzudenken war.
Auf diesem Fundament wurde weiter aufgebaut.

Kant dachte elf Jahre in seiner Stube nach und stellte dann mit Erscheinen seiner "Kritik der reinen Vernunft" die gesamte Philosophie auf den Kopf, was als kartesianische Wende bezeichnet wird.
Mit "Kritik" ist hier "Abhandlung" gemeint.
Kants Denken wurde auch mit kritischer Kritik begegnet, aber dazu kommen wir erst später.
 Kant rückte das Subjekt, welches Descartes zuvor von Gott autonom machte, ins Zentrum der Welt, während zuvor die Welt im Zentrum stand.
Das heisst, vor Kant wurde die Welt als objektive Wahrheit begriffen, die der Mensch erkennend verstehen kann. Kant entwickelte aber die Idee, dass das Subjekt alle Erkenntnisse selbst generiert. Die Naturgesetze etwa schwirren nicht irgendwo da draußen herum und exisieren unabdingbar, sondern sie werden im menschlichen Bewusstsein generiert. 
Das heisst auch: Gibt es keinen Naturgesetze schaffenden Menschen, gibt es keine Naturgesetze. Darum richtet sich die Natur nach dem Menschen und nicht umgekehrt.

"Bisher nahm  man an, alle Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten;
aber die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten."

Gott wird von Kant vollends in die Glaubens-Schublade gewiesen. Kant killte alle Versuche, Gott rational zu beweisen (und damit auch zu widerlegen), indem er alle wichtigen Gottesbeweise kaputtdachte- Vernunft for the win, die sogenannten Beweise waren völlig nichtig, wenn man nur ordentlich über sie nachdachte.
Das machte Kant aber nicht etwa, weil er etwas gegen Gott hatte. Nein, Kant war ein Freund Gottes und tatsächlich ziemlich gläubig. Aber eben auch nicht mehr als gläubig. Kant bewies, dass Gott rational nicht zu beweisen ist und damit reine Glaubenssache.
Gott wird eine unerhebliche Privatsache.

Die Religion ließ sich von Kants Denkweise beeinflussen , indem sie die Bedeutung der Aussage, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild schuf, umdeutete. Ebenbild war von nun an nicht mehr in dem wörtlichen Sinn zu verstehen, dass Gott wie ein Mensch aussieht, also das Väterchen mit weißem Bart in der Wolke ist, sondern im Übertragenen Sinn, dass dem Menschen dieselbe Vernunft innewohnt und er nur in diesem Sinne ein Ebenbild Gottes sei.

Der Dreh- und Angelpunkt in Kants Denken ist die Vernunft. Jeder Mensch ist mit potentiell mit derselben Vernunft ausgestattet. Nur entfaltet sich diese universelle Vernunft nicht universell.
Die Logik ist ein Trainingsprogramm der Vernunft.
Wer ordentlich mit formalen Aussagen umgehen kann, lernt, sich seiner Vernunft zu bedienen.
Also übt man erst, mit Axiomen, Prämissen etc. auf rein formaler Ebene zu hantieren. Und dann kann man diese Art des Denkens auf die Welt übertragen.
Wer nicht logisch denken kann, kann nicht vernünftig handeln.

Kant kombinierte die Denkweisen des Rationalismus, nach dem bestimmte Kategorien des Erkennens a priori (vor der Erfahrung) vorgegeben sind und den Empirismus, nach dem sich die Wirklichkeit allein durch äußeres Einwirken, durch Erfahrung, im Menschen generiert. Das ist eine recht allgemein Aussage. Wer will, kann sich zur Vertiefung nach Belieben in Kants Texte eingraben um herauszufinden, was damit gemeint ist. Aber es geht mir hier nicht um die Herleitung, sondern nur um die Auswirkungen des Resultats seines Denkens. Um den Überblick zu wahren, muss man eine relative Flughöhe über den Gedankenkonstruktionen wahren. Ansonsten landen wir in einem Gedankenschloss und verlieren uns in seinen Komplexen und verlieren die Ausgangsfrage am Horizont, welche ja "Was ist der Poststrukturalismus?" ist.

Kant stellt also den Universalitätsanspruch, dass allen Menschen dieselbe Vernunft zugebilligt wird.
Die Vollendung dieser Emanzipation wurde erreicht, als ein Schwarzer die höchste Machtposition bekleidete.


Das klingt ja alles wunderbar. Aber ist es wirklich so kritiklos super beschaffen um die Vernunft?

Sonntag, 24. März 2013

Listening- Diary: Poststrukturalismus 1


Poststrukturalismus

24.03.2013

1.Zuvor:

Dieser Text ist eine schriftliche Zusammenfassung dessen, was bei mir hängenblieb, nachdem ich die Folgen über Poststrukturalismus auf dem CRE gehört habe. Im Podcast erzählt Gregor Sedlag auf zwei Folgen verteilt, was er nach jahrelangem Studium zu der Thematik sagen kann. Dementsprechend hoch  ist die Informationsdichte dieser beiden Folgen, insbesondere Teil 1, der in keinen zwei Stunden einen großen Überblick der Philosophiegeschichte darstellt.

Ohne jegliches Vorwissen ist es dementsprechend schwer, dem Podcast durchgehend folgen zu können. Grundwissen über Marx, Marxismus, dem kritischen Marxismus der 68er-Bewegung, dem Descardianischen Cogito , der kantianischen Wende der Philosophie , dem Rationalismus und dem Empirismus ist dabei hilfreich.

Ich nehme mir nicht heraus, jetzt zu wissen, was Poststrukturalismus im strengen Sinne ist. Mir sind Grenzen gesetzt, und dem zusammengerafften Wissensdestilat mehrerer Jahre des Studierens eines Anderen zu lauschen befähigt mich zwar nicht, auf denselben Level von Wissen und Hintergrundwissen zu kommen- dennoch habe ich einen guten Eindruck davon bekommen, um was es geht.


Warum ich diesen Text schreibe:

Einmal, um allgemein das Schreiben zu üben. Relativ locker aus dem Gedächtnis, aber auch unter Zuhilfenahme von Notizen, die ich mir beim Hören machte, wiederzugeben, was ich gelernt habe.
Zudem, um, ganz profan, das Tippen am Laptop zu üben.
Mir schwant, dass mein zukünftiges Ich auf seiner universitären Laufbahn viele Texte schreiben werden muss. Von Anfang an schriftliches Referieren als Gewohnheit mitzubringen, kann da nicht schädlich sein. Von der Schule her allein schreiben wir viel zu wenig, eigentlich nur während der Klausuren. Wo also kein Zwang von Außen kommt, setze ich mir brav selbst den Zwang auf.

Zuletzt glaube ich, dass man auf verschiedene Weisen lernen kann, auf verschidenen Stufen und Leveln, die bestimmen, wieviel vom Gelernten hängen bleibt, kurz- und langfristig. Etwas zu lesen oder zu hören ist gut auf kurze Zeit. Wenn man die neuen Infos aber nicht festhält, verflüchtigen sie sich schneller. Mit einem anderen darüber zu kommunizieren festigt Wissen im Vergleich viel besser. Vor anderen ein Referat halten zu müssen, setzt einen einem viel größeren Druck aus, Informationen ordentlich aufzubereiten.
Mein Leben ist ein täglicher Kampf gegen Desinteresse und Vergessen!

In Ermangelung interessierter Ohren in meiner nächsten Umgebung reicht jedoch auch die Verschriftlichung. Zumindest theoretisch kann dieser Text anschließend zur Diskussion gestellt werden. Letztlich ist dieses Unterfangen aber eher unlustiger, egoistischer Natur.




2. Heute und Gestern
Zu Beginn stehen wir in der Gegenwart. Die Moderne haben wir hinter uns gelassen. Wir leben in der Postmoderne. Was heisst das? Was macht denn die Postmoderne aus?

Der alte Heidegger sagte mal etwas in der Art von: "In der Veränderung des Wesens kommt das Sein zum Vorschein" .
Halleluja! Das bedeutet, für sich alleine stehend ist nichts erklärend. Erst im Vergleich der Gegenwart zur Vergangenheit kann klarer werden, was die Gegenwart ausmacht.
Daher rührt auch der ausgelutschte Spruch, wer die Fehler der Vergangenheit nicht kenne, sei dazu verdammt, sie zu wiederholen. Na ja. Fehler zu machen ist letztlich unvermeidbar. Aber man senkt zumindest die Wahrscheinlichkeit, bestimmte Fehler zu machen.
Ich selbst kann nur ein Bild davon machen, wer ich bin, indem ich mit anderen kommuniziere. And so forth
Um also zu verstehen, was die Postmoderne ausmacht, müssen wir einen Schritt zurückmachen und herausfinden, wodurch sich die Postmoderne von der Moderne unterscheidet.
Und dann müssen wir verstehen, was denn die Moderne von der Vormoderne unterscheidet. So begründet sich auch der große Rückblick auf mehrere Jahrtausende Philosophiegeschichte.
Erst wenn dieser große Bogen gemacht wurde, wird klar, wie die einzelnen Elemente zusammenhängen und weshalb es Philosophie, so wie sie früher betrieben wurde, nicht mehr gibt, und nicht mehr geben kann- und weshalb stattdessen in den letzten Jahren Richtungen wie Sprachwissenschaften entstanden sind, oder Cultural Studies, und Medienwissenschaften.

3.Postmoderne und Moderne
Poststrukturalismus ist so etwas wie die Philosophie der Postmoderne.
Der Poststrukturalismus ist nicht apodiktisch, das heisst, er ist nicht darum bemüht, unumstößliche Wahrheiten zu finden. Eher ist das Gegenteil der Fall. Wer meint, die Wahrheit gefunden zu habe, ist nach poststukturalistischer Denkweise ein höchstverdächtiger Kauz.
Poststrukturalismus ist keine feste Lehre, sondern eher eine Art zu denken. Er liefert das geistige Rüstzeug, um bestehende Denksysteme abzuklopfen und kritisch zu hinterfragen. Allem voran den Wahrheitsanspruch von Denksystemen machte der Poststrukturalismus zunichte, weshalb man ihm Werterelativismus vorwerfen kann. Aber dazu kommen wir erst später.

Es gab ungefähr um die Zeit der 80er herum einen Epochenbruch, den schrittweisen Übergang von der Moderne zur Postmoderne, der sich auf breiter gesellschaftlicher Basis in vielfältigen Bereichen vollzog, wie etwa Mode, Musik, Design, dem Fernsehprogramm oder Architektur.
Allen Änderungen in den verschiedenen Bereichen war ihre Diskontinuität gemein. Das heisst zum Beispiel für die Musik, dass auf den Pop die Punkmusik folgte. Auf einmal war es Hip, Klamotten zu tragen, die verpönt waren, zerissene Jeans and so on. Aber dabei blieb es nicht, denn sobald alle Punks ungefähr auf die gleiche Weise herumliefen, traten Bands mit Anzug und Krawatte auf, um wiederum die neue Norm in der eigenen Subkultur zu brechen. Mit Normen zu brechen ist somit ein Merkmal des Epochenumbruchs und die neue Norm.
Allgemein spürte man an allen Fronten ein Unbehagen gegenüber dem rücksichtslosen Programm der Moderne, die ihren unbedingten Fortschrittsglauben auf ihre Fahnen geschrieben hat.

Der Fortschritt war also die Konstante der Moderne. Erst mit der Moderne wurde Dynamik die Regel. Das die Welt im steten Wandel war, wurde die immergleiche Gewissheit. Und die Zukunft sah rosig aus: alles würde immer besser werden. Wachstum ist super, und jem mehr Wachstum, desto besser das Leben.
Damit setzte sich die Moderne von der Vormoderne ab, welche eine feste Welt hatte. In der Vormoderne gab es nicht die heutige Vorstellung der Zukunft. Ein vormoderner Mensch hätte ganz selbstverständlich angenommen, dass die Welt in tausend Jahren ungefähr genauso beschaffen ist wie zu seinen Lebzeiten.

Den Stein der Dynamik ins Rollen gebracht hat auch der Buchdruck, welcher etwa 1450 den Beginn der Neuzeit markiert.


Sonntag, 3. März 2013

Wie bildet man sich eigentlich eine eigene Meinung ?

Zu einem großen Teil bin ich selbst dafür verantwortlich, welche Themen durch meine Gehirnwindungen geistern.
Ich kann mich entscheiden, ob ich Zeitung lese oder nicht. Und wenn ja, welche Art von Zeitung ich lese. Welche Artikel ich mich entscheide zu lesen.
Dann werde ich mich mit Meinungen zu Themen konfrontiert, von denen ich zuvor nichts gehört habe. Mit neuen Themen werden neue Meinungen geliefert.
Ich habe dann erstmal eine Meinung zu einem Thema zur Hand. Dann kann ich weitere Artikel zum selben Thema lesen. Oder ich höre von anderer Seite mehr dazu. Ich höre, wie Freunde dazu stehen. Was die Friseurin um die Ecke dazu zu sagen hat.
Wie bilde ich mir schließlich die eigene Meinung?
Sieht es nicht oft so aus, als ob man sich nicht eine total originelle Meinung bildet, mit der man völlig alleine dasteht- sondern als ob man sich einfach eine Meinung aus dem Katalog zur Verfügung stehenden Meinungen aussucht?
Diese kann man dann etwas um-modeln, anpassen, verbiegen. Welche Meinung man schließlich wählt, hängt auch viel davon ab, welches Denksystem man sich im bisherigen Leben aufgebaut hat. Oder mit welchen Leuten man befreundet ist. Von wem man sich abgrenzen will...
Es ist also weniger ein Bilden der Meinung, sondern ein Aussuchen der zur Verfügung stehenden Meinungen.
Ich ziehe mich in der Weise an, in der ich mich wohlfühle. Und so suche ich mir auch Meinungen aus, mit denen ich mich gut fühle.
Wie das alles zustandekommt? Am Ende kann ich das nicht vollständig beantworten, denn dazu müsste ich mich komplett verstehen. Tue ich aber nicht.
Ich kann nur über das Denken denken. Mich fragen, wie Meinungsbildung funktionieren mag.
Allgemein glaube ich, ist es immer besser, mehr als wenige Meinungen zu jedem beliebigen Thema zu kennen.
Wenn man nur eine Meinung kennt, ist das der schlechteste Fall. Dem kann man universell mit der Frage "Kann das nicht auch anders sein?" den Boden unter den Füßen wegziehen.
Auch wenn es schwerfällt. Gerade unter alten Freunden passiert es leicht, dass die Gruppe sich in einer Meinung trifft.
Ich kann nur mit den Dingen arbeiten, die mir zur Verfügung stehen. Habe ich wenige Werkzeuge, kann ich nur weniger bauen. Darum halte ich es prinzipiell für ganz gut, sich mit möglichst vielen Dingen zu beschäftigen, seine Komfortzone des Gewohnten zu verlassen, neue Perspektiven kennenzulernen, um einen größeren Rahmen an wahlmöglichkeiten zu schaffen.

Sonntag, 24. Februar 2013

Mind-Map STADTPLANUNG


Heute hörte ich zweihundertste Folge des grandiosen Podcasts CHAOS RADIO EXPRESS, zum Thema Stadtplanung. Was ich erst nebenbei hörte, wurde so spannend, dass ich erst Notizen machte und mich schließlich hinsetzte und eine Mindmap zur Folge zu zeichnen. Zur Folge geht´s HIER

FraGmeNt 1o

Man gibt anderen ein Bild von sich
Dann reflektieren die Anderen dieses Bild
Und sagen einem wie man ist
Und wird in der Vorstellung bestärkt wer man ist
selbst wenn das gar nicht stimmt
oder man nicht mehr derselbe ist

Dienstag, 19. Februar 2013

Mind-Map LYRIK


Tja, auf dem Lehrplan des 4. Semesters sthet für den Deutsch-LK Lyrik, also habe ich in der Rückschau eine grobe Übersicht über die damit verbundenen Themen erstellt...
In zehn Jahren guck ich vielleicht nochmal drauf und denke mir: "Hach! Ach ja..."

Sonntag, 17. Februar 2013

KONSTRUKTIVISMUS : Mindmap für die 19. Folge des Soziopod


Ein komplexes Thema, aber in der Folge gut von Herr´n Breitenbach und Dr. Köbel angeknuspert.
Wärmste Buchempfehlung: Heinz von Foersters TEIL DER WELT
 Zum Podcast geht´s HIER

Samstag, 16. Februar 2013

Fragment 9

Nichts ist leicht, nichts ist selbstverständlich. Ich bin nur ein Wurm. Mag sein, dass andere mit reicheren Gaben gesegnet sind; ich muss mir alles schrittweise erarbeiten. Denken alleine hilft nicht; dann denke ich solange, bis ich nicht mehr kann, müde werde und einschlafe.
Ich muss mir bewusst werden, wie ich über das Denken denke, auf welche Weise ich so und so denke, woher das kommt, und wie es weitergehen soll.
Lauter Fragmente. Ich fühle die Dringlichkeit, aber nicht die Pflicht, das Zeug irgendwie festzuhalten, mir in einer greifbaren Form immer wieder zu vergegenwärtigen, damit ich es nicht verliere.
Es gibt auch Schlummer, und das mag gar nicht so unbequem sein; es ist letztlich aber nur fliehen- Hinauszögern. "Man könnte"- "Hättest du doch"- "Du solltest"-"Lasst uns doch"- wohin gehen

Donnerstag, 14. Februar 2013

Fragment 8

(Brain-Level: Diffuses, salbungsvolles Gelabere)

Sprache, Denken, Lesen, Bücher
Wie schon einmal gesagt, wir denken in unserer Sprache. Oder in Sprachen, die wir über die Muttersprache hinaus lernen. Was wir nicht sagen können, können wir nicht denken. Fühlen ja, ausdrücken nein. Was wir nicht in Worte formulieren können, können wir anderen nicht verständlich machen. Und wir können es uns selbst nicht verständlich machen.
Bücher sind wichtig!
Besonders die Bücher, die man nicht ohne weiteres versteht. Da gibt es Sachtexte, wissenschaftliche Bücher und so weiter- aber für das Grundlegendste sind vielleicht diese Bücher am wichtigsten, die Geschichten erzählen.
Ich behaupte, dass ich, ohne als Spezialist in einem Bereich unterwegs zu sein, ohne akademische Vorbildung, als Mensch von einem Roman grundlegend mehr lernen kann als von einem wissenschaftlichen Fachbuch oder einem philosophischen Grundwerk.
Ich glaube, die "Buddenbrooks" gelesen zu haben, kann einen größeren Eindrück hinterlassen als sich durch Kants "Kritiken" zu kämpfen.
Weil der Roman eine Geschichte erzählt, oder die Botschaften des Autors in Geschichten verpackt, und so zugänglicher macht. Texte, die reine Botschaft sind, vollkommen schnörkellos, sind natürlich auch wichtig. Aber man wird die Kritiken nicht einfach so lesen können- da braucht man Sekundärliteratur, man braucht Leute, mit denen man über die Texte redet und so weiter.
Mit einem Roman ist es leichter, obwohl es da auch Unterschiede zwischen schwereren und leichteren Werken gibt. Ein Zugang ist immer leichter, wenn man in irgendeiner Form etwas von sich selbst in den Romanfiguren sehen kann.
Thomas Manns "Zauberberg" etwa mag ich so gerne, weil ich das Gefühl der Weltflucht, die das ganze Buch durchzieht, kenne. Es ist verlockend, sich von dem ganzen Trubel des Alltags zurückzuziehen und sich auf einem hochgelegenen Kurort auf unbestimmte Zeit hin zu erholen, wegzufliehen.
Herman Hesses "Steppenwolf" habe ich zu der richtigen Zeit gelesen, es machte mir bewusster, wie viele unterschiedliche Gesichter ich habe. Und so weiter.
Es gibt zugänglichere Werke. Dann gibt Romane, die sich nicht ohne weiteres erschließen. Schafft man es, eine Barriere zu überwinden, die zwischen einem selbst und dem Werk steht, zu überwinden, hat man sich selbst ein bisschen weiterentwickelt.
Es kann passieren, dass man liest,  und nicht versteht. Da habe ich hundert, zweihundert Seiten oder mehr gelesen und nichts bleibt hängen. Nichts ist leicht. Es gibt die zugänglichen Geschichten, die mich ohne Mühe bei der Hand nehmen und mir zeigen: Schau, das ist ein Teil der Welt, und das ist ein Teil der Leute um dich herum, und ein Teil von dir selbst.
Die weniger zugänglichen Geschichten, um die man kämpfen muss, deren Zugang man sich erarbeiten muss, haben auch ihre Wichtigkeit. Warum verstehe ich einen bestimmten Roman nicht? Woran liegt es, dass ich den Zugang nicht finde? Eigentlich nur daran, dass ich nicht die Verbindung sehe. Aber es gibt immer eine Verbindung.
Sobald ich für mich verstehe, warum eine Geschichte interessant ist, kann ich Aufmerksamkeit entwickeln. Dann macht es Klick, eine Barriere wird überwunden, und neue Charaktere halten Einzug in den Geist. Figuren, die stellvertretend für Lebenswege, für mögliches gelebtes Leben stehen.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Montag, 11. Februar 2013

Benedikt geht nach Hause

Okay, also gestern kündigte der Papst an, Ende des Monats zurückzutreten.
Es wird noch vieles dazu geschrieben werden, verschiedene Meinungen dargestellt. Sofort werden viele Witze gemacht, die einem fast schon über sind, bevor man sie überhaupt gehört hat, da man sich vorstellen kann, in welche Richtungen sie gehen.
Im selben Monat tritt Deutschlands Bildungsministerin Schavan zurück, gemein haben beide nur, dass sie Deutsche sind. Ansonsten tritt Schavan aus Äußerem Druck zurück, auch auf Druck von oben- der Papst hat prinzipiell über sich nur einen Boss, mit dem ein direktes Gespräch allerdings eher schwer zu finden ist. Stattdessen ist sein Rücktritt, wenn so alles stimmt, was man hört, in der Tat völlig freiwillig, eine autonome Entscheidung, mit der so gut wie niemand rechnete, auch nicht im Vatikan.

Ich lebte eine Weile in Regensburg und ging manchmal am Wohnhaus des Papstes vorbei. Ich lebte auch ein paar Monate im Paulusheim für Studenten, kurz bevor es abgerissen wurde, wo Ratzinger lange Zeit bevor er Papst wurde, manche Messe hielt und eine Freundschaft mit dem damaligen Heimleiter Pater Martin unterhielt.
Mittwochs war Bibel-Abend. Ich und zwei, drei andere Studenten unterhielten uns dann über Gott und die Welt mit Pater Martin bei einem gemütlichen Bier. Da hat er auch von Benedikt erzählt.


Und jetzt ist seine Zeit als Papst gewählterweise vorbei.
Der etwas hämische Gedanke drängt sich auf, ob sein Rücktritt die größte Tat sein wird, an die sich die Nachwelt erinnert?
Denn ansonsten fällt mir spontan zumindest nichts positives ein, was ich mit dem letzten Papst verbinde, ausser dem Festhalten an teilweise antiquitierte Regeln.
Ob es naivere Leute gab, die sich einen Papst der Reform wünschten, als Ratzinger den Titel bekam?
Aber wie fair ist es, den Inhaber dieser Rolle solche Eigenschaften zuzusprechen? Wie möglich ist es, als Papst tatsächlich Dinge zu ändern, die seit unheimlich langer Zeit so gehalten werden?

Ich erinnere mich bei diesem Fall an Herman Hesses "Glasperlenspiel", in dessen Ende der Magister Thomas, an die Spitze der Ordnungshierarchie der Glasperlenspieler angekommen, sich auch zum Rücktritt entscheidet. Er tat es, weil er merkte, dass je weiter er nach oben vorrückt, immer weniger Spielraum für sich selbst hat, immer mehr Regeln befolgen muss. Die höhere Hierachie bedeutet dann immer größeres Erstarren und Zurücknehmen der Person, welche stattdessen immer mehr die Regeln einer Ordnung, die ihr zugrundeliegenden Werte präsentiert.

Es ist sicher naiv, sich von einem Papst zu wünschen, dass er Reformen bringe. Aber das ist, wie wenn ich mir von einem Schneemann wünsche, dass er mir die Füße wärmt.
Vielleicht hätte Ratzinger als Mensch in vielen Dingen anders gehandelt, konnte es als Papst aber schlichtweg nicht tun.
Wäre ein Papst reformativ, wäre er kein Papst mehr. Vielleicht. Ganz plötzlich würde er überraschend nachts am Kissen ersticken, sobald er für Kondome in Afrika ist, oder so.
Bevor man in der Rolle als Papst also überhaupt irgendetwas an dem verstaubten Regelkatalog der Kirche rütteln kann, muss die ganze uralte Hierachie durchgerüttelt werden.



Dienstag, 5. Februar 2013

Gedankensuppe und Kant-Speck

Die Menschheit im Ganzen häuft nicht einfach nur immer mehr Wissen an.
Wenn wir etwas lernen, rekonstruieren wir das Gelernte ebenso wie Erinnerungen von Erlebnissen.
Darum vergesse ich Dinge, oder kann sie nur noch bruchstückhaft wiedergeben. Oder, was sich kaum vermeiden lässt, gebe ich das Gelernte mehr oder weniger verzerrt wieder.
Vergeht noch mehr Zeit, kann es passieren, dass sich übriggebliebene Wissensfragmente des früher Gelernten mit anderem Wissen vermischen.
So passiert es, dass man Dinge durcheinanderbringt. Man dichtet einen Gedanken jemanden an, der ihn gar nicht äußerte, weil man denkt, dass dieser Gedanke zu der Denkweise dieser Person gehört- dabei stammt der Gedanke tatsächlich von jemand Anderem.
Mein Hirn ist voll von solchen Fragmenten. Vieles wird vergessen... Letztens las ich etwas über den Aufbau von Neuronen und dachte, dass mir das neu sei. Später blätterte ich dann in alten Mindmaps und sah, dass ich über genau dieses Thema vor einigen Jahren in einem anderen Buch las. Nur diesmal nicht in Heinz von Foersters "Teil der Welt", sondern, glaube ich, Watzlawick´s "Die erfundene Wirklichkeit". Beide Bücher zumindest geistig mit dem Konstruktivismus verwandt.

Ich glaube, dass ein ganz großer Teil dessen, was wir zu wissen glauben, ein riesiger Mischmasch aus verschiedenen Fragmenten ist. Viel Wissen ist auch mehr oder minder ins "kollektive Unterbewusste" gesickert. Man kann auf die Steaße gehen und einem Fremden sagen :
" Hey, es gibt keine objektive Welt. Du konstruierst dir deine Welt. Du siehst etwas, nicht, weil es so ist, wie du es siehst, sondern weil deine Sinnesorgane so und so geartet sind, dass du etwas auf diese Weise siehst."
Man wird vielleicht komisch angeguckt, weshalb man mit so einem Kram ankommt... aber man wird wohl nicht absolutes Erstaunen oder Entsetzen ob der schockierenden Nachricht beim Anderen auslösen.
Ich glaube, viele haben zumindest eine ungefähre Ahnung davon, dass sich Menschen bereits Gedanken darüber machten, ob unsere Wahrnehmung wirklich so objektiv ist, wie man es noch vor einigen hundert Jahren annahm.
Nur ist nicht jedem bewusst, wer diese neue Sichtweise, dass das Subjekt seine Welt durch die Wahrnehmung konstruiert, so genau auf den Punkt brachte. Das war nämlich der Kant. Der die kopernikanische Wende in der Philosophie brachte, indem er das Subjekt in den Fokus stellte, statt der Welt. Ab Kant nahm man die Welt nicht mehr als unerschütterliche, objektive Wahrheit hin. Ab Kant wurde ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass wir die Welt nurt wahrnehmen, aber nicht in ihrer echten Form abbilden. Wir sehen Farben nur aufgrund der Art, wie unser Hirn und unsere Augen beschaffen sind.
Nun haben seit Kant viele Leute seine Haltung nachgelesen oder wurden durch sie beeinflusst . Einige wurden ganz bewusst davon beeinflusst. Jeder, der Philosophie studierte, würde ich sagen. Aber ganz viele, die Kant nicht so recht kennen, haben aber doch irgendwie schon eine Ahnung davon, was mit seiner kopernikanischen Wende gemeint ist. Weil Wissen einen "Trickle-Down"-Effekt auf die Gesellschaft hat.
Auch wenn man kein Gelehrter ist, bekommt man etwas mit von den großen Denkrichtungen.
Die meisten haben eine Ahnung oder Halbwissen über Psychoanalyse. "Ödipus-Komplex", alles klar. Viele wissen, das der Begründer der Psychoanalyse Freud ist. Andere wissen es nicht, kennen aber doch mittlerweile geläufige Ausdrücke wie "Unterbewusstsein". Vor ein paar hundert Jahren hat man das Unterbewusstsein noch nicht erfunden. Mittlerweile ist es Teil des Allgemeinwissens, dass es eine Theorie gibt, die behauptet, dass es neben der bewussten Seite des Geistes noch eine größere, unbewusste Seite gibt.
Darum schwimmt man, wenn man ahnungslos ist, durch eine gesellschaftliche Gedankensuppe mit verkochten Wissensbrocken aus allen möglichen Lehren. Aber das alles sind keine Wahrheiten, sondern Ergebnisse und Theorien von Menschen, die mal lebten oder noch leben. Man kann sich mehr Klarheit verschaffen, wenn man zurückverfolgt, welches Wissen von wem stammt, und wie diese Personen vom Wissen anderer Personen wiederum beeinflusst wurden.