Patch 1 :
Die self-fulfilling prophecy (Robert K. Merton)
„Die self-fulfilling-prophecy ist eine zu Beginn falsche Definition der Situation, die ein neues Verhalten hervorruft, dass die ursprünglich falsche Sichtweise richtig werden lässt.“
Der Begriff der sich selbst erfüllenden Prophezeiung ist über den soziologischen Sprachgebrauch schon lange auch in den Alltagsgebrauch übergegangen. Merton hat den Begriff zwar nicht erfunden, aber am klarsten beschrieben.
Die sich selbst erfüllende Prophezeiung ist eine Sonderform der
unvorhergesehen Folgen zielgerichteter sozialer Handlung
und verwandt mit dem Thomas-Theorem, welches in der Kurzform besagt: Wenn Menschen Situationen als real definieren, so haben sie reale Konsequenzen.
Ein Vorurteil hat ein bestimmtes Verhalten zur Folge, dessen Konsequenzen weiteres Verhalten zur Folge haben, die rückwirkend das Vorurteil bestätigen.
Ein Beispiel aus der Vergangenheit der USA:
Das Vorurteil: „Afroamerikaner sind Streikbrecher“ der weißen streikenden Arbeiter ist nicht faktisch belegt, hat aber die reale Konsequenz, dass Afroamerikaner nicht in Gewerkschaften aufgenommen werden.
Die daraus folgende Konsequenz ist, dass Afroamerikaner tatsächlich Streikbrecher werden, weil sie die Arbeit annehmen, die sich in den nun bestreikten Arbeitsfeldern für sie ergibt, und keine Handlungsalternative haben, da sie sich zuvor nicht gewerkschaftlich organisieren konnten.
Die Struktur dahinter ist immer die Abgrenzung einer Eigengruppe von einer Aussengruppe (mehr dazu in der Theorie der Etablierten/Außenseiter von Norbert Elias), welche Kraft der „Moral-Alchemie“ (Eine der vielen schönen Wortschöpfungen Mertons) die Tugend der Eigengruppe in die Schande der Außengruppe transformieren. Ist man etwa in der Eigengruppe „sparsam“, so ist man in der Außengruppe „geizig“.
Als weiteres Beispiel dient die alchemistische Deklinierung des Begriffes „Beständigkeit“:
ICH BIN BESTÄNDIG
DU BIST HARTNÄCKIG
ER IST STUR
DU BIST HARTNÄCKIG
ER IST STUR
Sowie die Heranziehung der US-Amerikaner von Abraham Lincoln als Kulminationspunkt sämtlicher positiver Eigenschaften, wobei dieselben beobachtbaren Eigenschaften bei Außengruppen betrachtet negativ bewertet werden: „Abe arbeitete bis spät in die Nacht? Das zeugt von Fleiß und Ausdauer!“, versus: „Die Japaner arbeiten bis spät in die Nacht? Das zeugt von der japanischen Ausbeutermentalität!“
Ein Ausbrechen aus dem Kreis der sich selbst erfüllenden Prophezeiung ist nur möglich, wenn die falschen Deutungen erkannt und revidiert werden.
Bildung allein oder moralische Entrüstung führt nicht zur Lösung. Stattdessen ist ein konkreter Wandel innerhalb der Institutionen notwendig, der den Handlungsrahmen so anpasst, dass es für Individuen und Gruppen überhaupt erst möglich wird, ihre Haltung zu ändern.
Ein Bildungsfeldzug allein wird etwa nicht zum Verschwinden von Rassenurteilen führen. Ein Irrtum macht sich nicht durch die bloße Konfrontation mit der Wahrheit davon.
Als Beispiel gibt Merton die Einführung staatlicher Gesetze betreffend der Schließung von Banken an, die den Rückgang von Bankenschließungen ermöglichten- zuvor kam es zu einer Welle von Schließungen aufgrund einer self-fulfilling prophecy innerhalb der Bankkunden, dass ihre Bank pleite gehen wird- in der Folge kam es zu massenhaften Leerräumen der Konten, was die Prophezeiung rückwirkend bestätigte und sich selbst verstärkend bis zur insititutionellen Intervention fortsetzte.
Nach Merton ist aus einem Erfolg mehr zu lernen als aus tausend Fehlschlägen. Denn wurde nur einmal gezeigt, dass etwas möglich ist, muss nur noch herausgefunden werden, wieso es funktionierte.
Merton erteilt die Absage zum sozialen Fatalismus, der eine unwandelbare schlechte Natur des Menschen postuliert und somit einen Kreislauf der Angst in Gang setzt. Diese Feindschaft gegenüber einem unverbesserlichen Menschenbild wird uns wieder in Merton´s Essay „Social Structure and Anomie“ über die Anomietheorie begegnen.
IN A NUTSHELL:
Falsche Vorurteile haben reale Konsequenzen, die das Vorurteil rückwirkend bestätigen. Dabei differenzieren sich immer Eigengruppen von Außengruppen, die mittels Moral-Alchemie gleiche Attribute in der eigenen Gruppe gutheissen und in der Außengruppe verachten. Ängste, die auf solche Weise in die Wirklichkeit übersetzt werden, können nicht durch Bildung allein mattgesetzt werden, sondern müssen durch konkreten Wandel der Institutionen unter Kontrolle gebracht werden.
Quelle:
Mijic, von Scheve (2010), „Omen est Nomen. Robert K. Merton: Die self-fulfilling prohecy“, in: Sternstunden der Soziologie. Wegweisende Theoriemodelle des soziologischen Denkens, Campus Reader, Frankfurt/Main, S.83- 107
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