Sonntag, 24. März 2013

Listening- Diary: Poststrukturalismus 1


Poststrukturalismus

24.03.2013

1.Zuvor:

Dieser Text ist eine schriftliche Zusammenfassung dessen, was bei mir hängenblieb, nachdem ich die Folgen über Poststrukturalismus auf dem CRE gehört habe. Im Podcast erzählt Gregor Sedlag auf zwei Folgen verteilt, was er nach jahrelangem Studium zu der Thematik sagen kann. Dementsprechend hoch  ist die Informationsdichte dieser beiden Folgen, insbesondere Teil 1, der in keinen zwei Stunden einen großen Überblick der Philosophiegeschichte darstellt.

Ohne jegliches Vorwissen ist es dementsprechend schwer, dem Podcast durchgehend folgen zu können. Grundwissen über Marx, Marxismus, dem kritischen Marxismus der 68er-Bewegung, dem Descardianischen Cogito , der kantianischen Wende der Philosophie , dem Rationalismus und dem Empirismus ist dabei hilfreich.

Ich nehme mir nicht heraus, jetzt zu wissen, was Poststrukturalismus im strengen Sinne ist. Mir sind Grenzen gesetzt, und dem zusammengerafften Wissensdestilat mehrerer Jahre des Studierens eines Anderen zu lauschen befähigt mich zwar nicht, auf denselben Level von Wissen und Hintergrundwissen zu kommen- dennoch habe ich einen guten Eindruck davon bekommen, um was es geht.


Warum ich diesen Text schreibe:

Einmal, um allgemein das Schreiben zu üben. Relativ locker aus dem Gedächtnis, aber auch unter Zuhilfenahme von Notizen, die ich mir beim Hören machte, wiederzugeben, was ich gelernt habe.
Zudem, um, ganz profan, das Tippen am Laptop zu üben.
Mir schwant, dass mein zukünftiges Ich auf seiner universitären Laufbahn viele Texte schreiben werden muss. Von Anfang an schriftliches Referieren als Gewohnheit mitzubringen, kann da nicht schädlich sein. Von der Schule her allein schreiben wir viel zu wenig, eigentlich nur während der Klausuren. Wo also kein Zwang von Außen kommt, setze ich mir brav selbst den Zwang auf.

Zuletzt glaube ich, dass man auf verschiedene Weisen lernen kann, auf verschidenen Stufen und Leveln, die bestimmen, wieviel vom Gelernten hängen bleibt, kurz- und langfristig. Etwas zu lesen oder zu hören ist gut auf kurze Zeit. Wenn man die neuen Infos aber nicht festhält, verflüchtigen sie sich schneller. Mit einem anderen darüber zu kommunizieren festigt Wissen im Vergleich viel besser. Vor anderen ein Referat halten zu müssen, setzt einen einem viel größeren Druck aus, Informationen ordentlich aufzubereiten.
Mein Leben ist ein täglicher Kampf gegen Desinteresse und Vergessen!

In Ermangelung interessierter Ohren in meiner nächsten Umgebung reicht jedoch auch die Verschriftlichung. Zumindest theoretisch kann dieser Text anschließend zur Diskussion gestellt werden. Letztlich ist dieses Unterfangen aber eher unlustiger, egoistischer Natur.




2. Heute und Gestern
Zu Beginn stehen wir in der Gegenwart. Die Moderne haben wir hinter uns gelassen. Wir leben in der Postmoderne. Was heisst das? Was macht denn die Postmoderne aus?

Der alte Heidegger sagte mal etwas in der Art von: "In der Veränderung des Wesens kommt das Sein zum Vorschein" .
Halleluja! Das bedeutet, für sich alleine stehend ist nichts erklärend. Erst im Vergleich der Gegenwart zur Vergangenheit kann klarer werden, was die Gegenwart ausmacht.
Daher rührt auch der ausgelutschte Spruch, wer die Fehler der Vergangenheit nicht kenne, sei dazu verdammt, sie zu wiederholen. Na ja. Fehler zu machen ist letztlich unvermeidbar. Aber man senkt zumindest die Wahrscheinlichkeit, bestimmte Fehler zu machen.
Ich selbst kann nur ein Bild davon machen, wer ich bin, indem ich mit anderen kommuniziere. And so forth
Um also zu verstehen, was die Postmoderne ausmacht, müssen wir einen Schritt zurückmachen und herausfinden, wodurch sich die Postmoderne von der Moderne unterscheidet.
Und dann müssen wir verstehen, was denn die Moderne von der Vormoderne unterscheidet. So begründet sich auch der große Rückblick auf mehrere Jahrtausende Philosophiegeschichte.
Erst wenn dieser große Bogen gemacht wurde, wird klar, wie die einzelnen Elemente zusammenhängen und weshalb es Philosophie, so wie sie früher betrieben wurde, nicht mehr gibt, und nicht mehr geben kann- und weshalb stattdessen in den letzten Jahren Richtungen wie Sprachwissenschaften entstanden sind, oder Cultural Studies, und Medienwissenschaften.

3.Postmoderne und Moderne
Poststrukturalismus ist so etwas wie die Philosophie der Postmoderne.
Der Poststrukturalismus ist nicht apodiktisch, das heisst, er ist nicht darum bemüht, unumstößliche Wahrheiten zu finden. Eher ist das Gegenteil der Fall. Wer meint, die Wahrheit gefunden zu habe, ist nach poststukturalistischer Denkweise ein höchstverdächtiger Kauz.
Poststrukturalismus ist keine feste Lehre, sondern eher eine Art zu denken. Er liefert das geistige Rüstzeug, um bestehende Denksysteme abzuklopfen und kritisch zu hinterfragen. Allem voran den Wahrheitsanspruch von Denksystemen machte der Poststrukturalismus zunichte, weshalb man ihm Werterelativismus vorwerfen kann. Aber dazu kommen wir erst später.

Es gab ungefähr um die Zeit der 80er herum einen Epochenbruch, den schrittweisen Übergang von der Moderne zur Postmoderne, der sich auf breiter gesellschaftlicher Basis in vielfältigen Bereichen vollzog, wie etwa Mode, Musik, Design, dem Fernsehprogramm oder Architektur.
Allen Änderungen in den verschiedenen Bereichen war ihre Diskontinuität gemein. Das heisst zum Beispiel für die Musik, dass auf den Pop die Punkmusik folgte. Auf einmal war es Hip, Klamotten zu tragen, die verpönt waren, zerissene Jeans and so on. Aber dabei blieb es nicht, denn sobald alle Punks ungefähr auf die gleiche Weise herumliefen, traten Bands mit Anzug und Krawatte auf, um wiederum die neue Norm in der eigenen Subkultur zu brechen. Mit Normen zu brechen ist somit ein Merkmal des Epochenumbruchs und die neue Norm.
Allgemein spürte man an allen Fronten ein Unbehagen gegenüber dem rücksichtslosen Programm der Moderne, die ihren unbedingten Fortschrittsglauben auf ihre Fahnen geschrieben hat.

Der Fortschritt war also die Konstante der Moderne. Erst mit der Moderne wurde Dynamik die Regel. Das die Welt im steten Wandel war, wurde die immergleiche Gewissheit. Und die Zukunft sah rosig aus: alles würde immer besser werden. Wachstum ist super, und jem mehr Wachstum, desto besser das Leben.
Damit setzte sich die Moderne von der Vormoderne ab, welche eine feste Welt hatte. In der Vormoderne gab es nicht die heutige Vorstellung der Zukunft. Ein vormoderner Mensch hätte ganz selbstverständlich angenommen, dass die Welt in tausend Jahren ungefähr genauso beschaffen ist wie zu seinen Lebzeiten.

Den Stein der Dynamik ins Rollen gebracht hat auch der Buchdruck, welcher etwa 1450 den Beginn der Neuzeit markiert.


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