Montag, 25. März 2013

Poststrukturalismus 2


Poststrukturalismus 2

4.Aufklärung
Ende des 18. Jahrhunderts kommt es zur Aufklärung.
In ihr wird der Mensch aufgeklärt über die von ihm selbst geschaffenen Restraints, den Widrigkeiten,Fesseln, Barrieren,  die ihn in seiner Freiheit beschränken. Nachdem sich der Mensch über diese von ihm selbst geschaffenen Barrieren bewusst wurde, setzt er sich über sie hinweg.

In der vormodernen Welt hielten die Machthaber die Restraints in der Hand. Ihre Rechtfertigung, die Legitimation ihrer Macht, lag im Verweis zu göttlicher Authentifizierung.
Aus diesem Grund kann man die islamische Welt innerhalb dieser Sichtweise als immer noch vormodern bezeichnen.

Der Chef der Aufklärung ist Kant.
 Vorarbeit wiederum hat Descartes geleistet, indem er eine Existenzbegründung von sich selbst ohne Gott schuf:
"Ich denke, also bin ich"
Dadurch wurde Gott zu einer bloßen Möglichkeit degradiert. Zuvor wurde er in der Denkweise der Menschen als Tatsache gehandelt. Gott schuf den Menschen, darum existierten die Menschen. Durch Descartes wurde das anders. Von da an war Gott nur noch eine Möglichkeit, aber keine Notwendigkeit. Der Mensch existierte, weil er dachte.
Natürlich dachte mit Eintreten des Gedankens von Descartes nicht jeder so. Aber eine neue Idee hat die Welt des Geistes betreten. Es gab nun eine alternative Denkweise, die nicht mehr wegzudenken war.
Auf diesem Fundament wurde weiter aufgebaut.

Kant dachte elf Jahre in seiner Stube nach und stellte dann mit Erscheinen seiner "Kritik der reinen Vernunft" die gesamte Philosophie auf den Kopf, was als kartesianische Wende bezeichnet wird.
Mit "Kritik" ist hier "Abhandlung" gemeint.
Kants Denken wurde auch mit kritischer Kritik begegnet, aber dazu kommen wir erst später.
 Kant rückte das Subjekt, welches Descartes zuvor von Gott autonom machte, ins Zentrum der Welt, während zuvor die Welt im Zentrum stand.
Das heisst, vor Kant wurde die Welt als objektive Wahrheit begriffen, die der Mensch erkennend verstehen kann. Kant entwickelte aber die Idee, dass das Subjekt alle Erkenntnisse selbst generiert. Die Naturgesetze etwa schwirren nicht irgendwo da draußen herum und exisieren unabdingbar, sondern sie werden im menschlichen Bewusstsein generiert. 
Das heisst auch: Gibt es keinen Naturgesetze schaffenden Menschen, gibt es keine Naturgesetze. Darum richtet sich die Natur nach dem Menschen und nicht umgekehrt.

"Bisher nahm  man an, alle Erkenntnis müsse sich nach den Gegenständen richten;
aber die Gegenstände müssen sich nach unserer Erkenntnis richten."

Gott wird von Kant vollends in die Glaubens-Schublade gewiesen. Kant killte alle Versuche, Gott rational zu beweisen (und damit auch zu widerlegen), indem er alle wichtigen Gottesbeweise kaputtdachte- Vernunft for the win, die sogenannten Beweise waren völlig nichtig, wenn man nur ordentlich über sie nachdachte.
Das machte Kant aber nicht etwa, weil er etwas gegen Gott hatte. Nein, Kant war ein Freund Gottes und tatsächlich ziemlich gläubig. Aber eben auch nicht mehr als gläubig. Kant bewies, dass Gott rational nicht zu beweisen ist und damit reine Glaubenssache.
Gott wird eine unerhebliche Privatsache.

Die Religion ließ sich von Kants Denkweise beeinflussen , indem sie die Bedeutung der Aussage, dass Gott den Menschen nach seinem Ebenbild schuf, umdeutete. Ebenbild war von nun an nicht mehr in dem wörtlichen Sinn zu verstehen, dass Gott wie ein Mensch aussieht, also das Väterchen mit weißem Bart in der Wolke ist, sondern im Übertragenen Sinn, dass dem Menschen dieselbe Vernunft innewohnt und er nur in diesem Sinne ein Ebenbild Gottes sei.

Der Dreh- und Angelpunkt in Kants Denken ist die Vernunft. Jeder Mensch ist mit potentiell mit derselben Vernunft ausgestattet. Nur entfaltet sich diese universelle Vernunft nicht universell.
Die Logik ist ein Trainingsprogramm der Vernunft.
Wer ordentlich mit formalen Aussagen umgehen kann, lernt, sich seiner Vernunft zu bedienen.
Also übt man erst, mit Axiomen, Prämissen etc. auf rein formaler Ebene zu hantieren. Und dann kann man diese Art des Denkens auf die Welt übertragen.
Wer nicht logisch denken kann, kann nicht vernünftig handeln.

Kant kombinierte die Denkweisen des Rationalismus, nach dem bestimmte Kategorien des Erkennens a priori (vor der Erfahrung) vorgegeben sind und den Empirismus, nach dem sich die Wirklichkeit allein durch äußeres Einwirken, durch Erfahrung, im Menschen generiert. Das ist eine recht allgemein Aussage. Wer will, kann sich zur Vertiefung nach Belieben in Kants Texte eingraben um herauszufinden, was damit gemeint ist. Aber es geht mir hier nicht um die Herleitung, sondern nur um die Auswirkungen des Resultats seines Denkens. Um den Überblick zu wahren, muss man eine relative Flughöhe über den Gedankenkonstruktionen wahren. Ansonsten landen wir in einem Gedankenschloss und verlieren uns in seinen Komplexen und verlieren die Ausgangsfrage am Horizont, welche ja "Was ist der Poststrukturalismus?" ist.

Kant stellt also den Universalitätsanspruch, dass allen Menschen dieselbe Vernunft zugebilligt wird.
Die Vollendung dieser Emanzipation wurde erreicht, als ein Schwarzer die höchste Machtposition bekleidete.


Das klingt ja alles wunderbar. Aber ist es wirklich so kritiklos super beschaffen um die Vernunft?

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