Montag, 11. Februar 2013

Benedikt geht nach Hause

Okay, also gestern kündigte der Papst an, Ende des Monats zurückzutreten.
Es wird noch vieles dazu geschrieben werden, verschiedene Meinungen dargestellt. Sofort werden viele Witze gemacht, die einem fast schon über sind, bevor man sie überhaupt gehört hat, da man sich vorstellen kann, in welche Richtungen sie gehen.
Im selben Monat tritt Deutschlands Bildungsministerin Schavan zurück, gemein haben beide nur, dass sie Deutsche sind. Ansonsten tritt Schavan aus Äußerem Druck zurück, auch auf Druck von oben- der Papst hat prinzipiell über sich nur einen Boss, mit dem ein direktes Gespräch allerdings eher schwer zu finden ist. Stattdessen ist sein Rücktritt, wenn so alles stimmt, was man hört, in der Tat völlig freiwillig, eine autonome Entscheidung, mit der so gut wie niemand rechnete, auch nicht im Vatikan.

Ich lebte eine Weile in Regensburg und ging manchmal am Wohnhaus des Papstes vorbei. Ich lebte auch ein paar Monate im Paulusheim für Studenten, kurz bevor es abgerissen wurde, wo Ratzinger lange Zeit bevor er Papst wurde, manche Messe hielt und eine Freundschaft mit dem damaligen Heimleiter Pater Martin unterhielt.
Mittwochs war Bibel-Abend. Ich und zwei, drei andere Studenten unterhielten uns dann über Gott und die Welt mit Pater Martin bei einem gemütlichen Bier. Da hat er auch von Benedikt erzählt.


Und jetzt ist seine Zeit als Papst gewählterweise vorbei.
Der etwas hämische Gedanke drängt sich auf, ob sein Rücktritt die größte Tat sein wird, an die sich die Nachwelt erinnert?
Denn ansonsten fällt mir spontan zumindest nichts positives ein, was ich mit dem letzten Papst verbinde, ausser dem Festhalten an teilweise antiquitierte Regeln.
Ob es naivere Leute gab, die sich einen Papst der Reform wünschten, als Ratzinger den Titel bekam?
Aber wie fair ist es, den Inhaber dieser Rolle solche Eigenschaften zuzusprechen? Wie möglich ist es, als Papst tatsächlich Dinge zu ändern, die seit unheimlich langer Zeit so gehalten werden?

Ich erinnere mich bei diesem Fall an Herman Hesses "Glasperlenspiel", in dessen Ende der Magister Thomas, an die Spitze der Ordnungshierarchie der Glasperlenspieler angekommen, sich auch zum Rücktritt entscheidet. Er tat es, weil er merkte, dass je weiter er nach oben vorrückt, immer weniger Spielraum für sich selbst hat, immer mehr Regeln befolgen muss. Die höhere Hierachie bedeutet dann immer größeres Erstarren und Zurücknehmen der Person, welche stattdessen immer mehr die Regeln einer Ordnung, die ihr zugrundeliegenden Werte präsentiert.

Es ist sicher naiv, sich von einem Papst zu wünschen, dass er Reformen bringe. Aber das ist, wie wenn ich mir von einem Schneemann wünsche, dass er mir die Füße wärmt.
Vielleicht hätte Ratzinger als Mensch in vielen Dingen anders gehandelt, konnte es als Papst aber schlichtweg nicht tun.
Wäre ein Papst reformativ, wäre er kein Papst mehr. Vielleicht. Ganz plötzlich würde er überraschend nachts am Kissen ersticken, sobald er für Kondome in Afrika ist, oder so.
Bevor man in der Rolle als Papst also überhaupt irgendetwas an dem verstaubten Regelkatalog der Kirche rütteln kann, muss die ganze uralte Hierachie durchgerüttelt werden.



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