Samstag, 12. Januar 2013

Fragmente 2

4
sich zur neugier zwingen.
 neugier trainieren wie einen muskel.
 man wird immer besser in dingen, die man regelmäßig wiederholt.
 das können sinnvollere oder weniger sinnvolle dinge sein.
 neugierig zu sein scheint mir sinnvoller zu sein als nicht neugierig zu sein.
 der wissensdurst eröffnet neue bereiche des wissens.
 und das eröffnet neue möglichkeiten.
je mehr möglichkeiten hat, desto mehr kann man wählen.
mehr wahloptionen zu haben scheint mir sinnvoller zu sein als weniger wahloptionen zu haben.

5
sich bewusster werden;
wenn ich von vergangenem erzähle, gebe ich die vergangenheit nicht wieder sondern konstruiere sie nach. dabei gibt es unterschiede zu dem, was sich tatsächlich ereignete und dem, was ich wiedergebe.
derjenige, der das hört, und einem dritten erzählt, rekonstruiert wiederum aus der erinnerung, was er bei dem gespräch mit mir hörte.
und so weiter.
was sagt uns das? dass wir wir besser nicht direkt alles so glauben, was wir hören. wenn uns schon unsere erinnerung trügt, wie können wir dann vom anderen erwarten, dass er uns die kristallklare wahrheit vermittelt, egal wie rein seine absichten sein mögen.
eigentlich ist nichts vorbehaltlos hinzunehmen. zumindest sollte man sich bewusstsein, wie wir die realität permanent durch unsere wahrnehmung und beschreibung verbiegen.

6
todesstrafe
meine ansicht ist, dass todesstrafe ohne ausnahme niemals gerechtfertigt ist.
jemand kann sich am mörder seiner frau, seiner kinder rächen, selbstjustiz ausüben und geleitet von emotion den mörder umbringen... ein staat jedoch sollte auf der suche nach allgemeingültigen prinzipien für die gesetzgebung in solchen fällen emotionslos handeln.
weshalb die todesstrafe für mich, wie gesagt ohne emotion gedacht, niemals gerechtfertigt sein kann, ist die einfache tatsache, dass der mörder des mörders zum mörder wird.
das drumherum ist unwichtig, ob es eine staatliche legimitation zum mord gibt oder nicht- es wird so oder so ein menschenleben beendet. egal aus welchem grund, egal mit welcher rechtfertigung ich jemanden umbringe, die tat macht mich immer noch zum mörder.
wer die todesstrafe unterstützt, muss in kauf nehmen, passiv mitzumorden.

konsequenterweise müssten die mörder des mörders auch hingerichtet werden, da sie sich wiederum des mordes schuldig machten... aber nein, das ist ja völlig irrsinnig. wieso? weil staaten trennen zwischen erlaubten und unerlaubten morden. der unerlaubte mord wird bestraft, mit erlaubtem mord, der ungesühnt bleibt und gesetzlich gerechtfertigt ist. aber was sind gesetze?

moralität kann todesstrafe legitimieren: moral in form von geltenden gesetzen. die gesetze die staaten erfinden änderten sich jedoch immer, und werden sich immer weiter ändern.
moral ist flexibel, gesetze wandelbar.
worüber ich rede, ist eine unverrückbare ethische grundhaltung.
ethisch kann ich die todesstrafe niemals akzeptieren.

wenn die mir liebsten menschen umgebracht werden, könnte es passieren dass ich die todesstrafe für den mörder wünsche, oder das gesetz in die hand zu nehmen wünsche falls der jeweilige staat in dem ich gerade lebe nicht erlaubt, ihn legal hinzurichten...
diese entscheidung, dieser wunsch nach rache wäre jedoch rein emotional.

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