Montag, 14. Januar 2013

Wenn in China ein Sack Reis umfällt, wird in Indien eine Frau vergewaltigt

14.01.13
Also gab es kürzlich diesen weltweiten Aufschrei um die Vergewaltigung und Ermordung einer indischen Frau.
Reaktionen nach Vergeltung wurden laut, Kastration und Todesstrafe werden erwogen.
Das alles scheint aber mehr wie eine Möglichkeit zu erscheinen, das Problem der sechs Täter zu kaschieren und zu simplifizieren.
Diese sechs Männer sind keine Ausnahme der Regel, sondern exemplarisch für die Lage der Frau in Indien.
Würden die sechs hingerichtet, müsste jeder hingerichtet werden, der in Indien vergewaltigte.
Wenn es stimmt, was ich las, dass etwa jede halbe Stunde in Indien eine Frau vergewaltigt wird,
müssten das eine ganze Menge Männer werden, die hingerichtet werden. 48 Vergewaltigungen pro Tag. 17520 Vergewaltigungen pro Jahr. Und diese Behandlung hat Tradition- verbunden als eine Konsequenz aus dem immer noch mehr oder weniger offiziell herrschenden Kastensystem.
Also eine Jahrzehnte-, eine Jahrhunderte alte Tradition.
Das Problem sind nicht die sechs Täter, die zufällig ins Feld der weltweiten Aufmerksamkeit rückten, sondern eher die Tradition, die sie geprägt hat.
Die angeklagten Männer sind nicht unschuldig. Ihre Tat ist nicht durch den Verweis auf tiefer liegende Sozialstrukturen zu entschuldigen, es ist nicht zu relativieren.
Aber sie hinzurichten oder zu kastrieren ist nicht die Lösung. Es gibt keine einfache und schnelle Lösung, und keinen bequemen Weg des indischen Patriarchats sein schlechtes Gewissen zu lindern.

Wenn wirklich etwas getan werden soll, muss sich die komplette Gesellschaft Indiens ändern. Der Weg der Rache verbessert nichts.

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